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Zweite Krankenschwester schreibt Krankenminister

Eine zweite Krankenschwester schreibt Krankenminister #JensSpahn einen „Offenen Brief“. „Katastrophenbeseitigung“ nennt die 26-jährige Krankenschwester Sophy Baier ihren Job in ihrer Mail auf Facebook an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.

Spahn fällt seit seiner Amtsübernahme ja nicht gerade durch Aktivitäten im Gesundheitswesen auf. Vielmehr streunert er durch andere Ressorts. Provoziert mit Redebeiträgen zu Hartz IV, zu Recht und Ordnung und sogenannten rechtsfreien Räumen in Ruhrgebietsstädten.

Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles forderte Spahn bereits auf, sich doch besser um seinen Job zu kümmern. Und @MichaelBröcker, Chefredakteur der Düsseldorfer Tageszeitung „Rheinische Post“ erklärte Jens Spahn in seinem Newsletter „Stimme des Westens“ zum „Bundesminister für besonders aufgeregte Debatten“.

Nun meldet sich also eine weitere Krankenschwester, die dem Minister in einem „Offenen Brief“ darauf hinweist endlich seinen Job zu machen. Den ersten Brief einer Krankenschwester, Jana Langer, habe ich vor einigen Wochen an dieser Stelle veröffentlicht.

Den neusten „Offenen Brief“ an Jens Spahn, der ja mehr Kranken- denn Gesundheitsminister ist, veröffentliche hier sehr gerne – ungekürzt und nicht kommentiert. Der Brief von Sophy Baier spricht für sich. Er ist wirklich lesenswert. Wieder schreibt eine Insiderin über erschreckende Fakten:

Motivierte Krankenschwester

„Mein Name ist Sophy Baier, 26 Jahre alt und inklusive der Ausbildung arbeite ich seit 9 Jahren in der Pflege. Sechs davon in der Intensivpflege. Schon alleine in diesen paar Jahren hat sich viel in der Pflege verändert. Allerdings nicht zum Guten.

So begann ich also als hoch motivierte, junge Schwester um Menschen in den wahrscheinlich schwersten Situationen ihres Lebens zu helfen. Sie zu pflegen, zusammen mit den Ärzten Therapiekonzepte zu erarbeiten, um den Gesundheitszustand zu verbessern und diese dann umzusetzen, aber auch um ihre Hand zu halten, wenn sie geplagt von Schmerzen und Angst sind oder auch in Ihren letzten Atemzügen liegen. 

Mehr Katastrophenbeseitigung

So habe ich mir meinen Beruf vorgestellt. Falsch gedacht. Das, was ich in den letzten Jahre mache, ist Katastrophenbeseitigung. Wozu ich komme ist, zu versuchen zu verhindern das die Patienten sterben. Zeit für ein Gespräch mit dem ängstlichen Patienten habe ich nicht. Ich betreue nämlich nicht , wie von Experten geraten, nur 2 Patienten sondern 3-4. 

Würden sie sich vielleicht mal mit dem Thema intensiv auseinandersetzen, wüssten sie vielleicht, dass das viel zu viel ist um eine adäquate, qualitativ hochwertige Pflege durchzuführen. Verwirrte Patienten müssen durch Medikamente ruhig gestellt werden, weil keine Zeit da ist um sich intensiv um sie zu kümmern. Menschen werden länger ins Koma gelegt und beatmet als nötig, weil keine Zeit da ist, um den Patienten nach der Extubation engmaschig zu überwachen und ggf. durch unterstützende Maßnahmen die spontan Atmung zu verbessern. 

Keine Zeit für Patienten

Die Koma-Patienten und solche, die nicht in der Lage sind sich selbstständig zu bewegen, liegen sich wund, weil keine Zeit da ist um die Patienten in regelmäßigen und notwendigen Abständen zu drehen. Dies sind alles Dinge die das Out-come deutlich verschlechtern. Mehrere randomisierte Studien belegen dies. 

Nun gehe ich also seit einigen Jahren jeden Tag total frustriert nach Hause. Weil ich es trotz großer Bemühungen nicht geschafft habe meinen Patienten gerecht zu werden, geschweige denn sie ein Stück weiter in Richtung Genesung gebracht zu haben. Zum Dank für alle Bemühungen steigt der Dokumentationsaufwand. Damit man alles schön abrechnen kann. Und der ein oder andere Geschäftsführer hat noch mahnende Worte übrig, weil man eine Gefährdungsanzeige für den Dienst geschrieben hat. 

Alle Kollegen frustriert

So entschied ich mich aus der Anstellung in einer Klinik auszuscheiden und bin seitdem „Leihschwester“. Jedes Mal, wenn eine Intensivstation personelle Engpässe hat, rufen Sie bei meiner Agentur an und buchen meine Dienstleistung. So habe ich also Einblick in viele verschiedene Krankenhäuser und Intensivstationen. 

Was mir AUSNAHMSLOS begegnet sind frustrierte, verzweifelte  Kollegen die am Ende ihrer Kräfte sind. Die überwiegend die Liebe zum Beruf verloren haben. Oft höre ich Aussagen wie „ich hatte mal einen schönen Beruf“.

Eine gefährliche Pflege

Ich als Leihschwester habe etwas mehr Glück. Ich werde halbwegs angemessen bezahlt, habe ein absolut flexibles Arbeitszeitsystem und erfahre große Wertschätzung durch meine Chefin. 

Der Großteil meiner Kollegen, die angestellt in den Kliniken sind, erfahren so etwas nicht. Die dünnen Personaldecken sind nur noch durch Leihkräfte aufzufangen. In jeder Klinik, in der ich bisher war, kommt es zur gefährlichen Pflege. Und das auf einer Intensivstation, wo gefährliche Pflege den Tod eines Menschen bedeuten kann. Wie würden sie es finden, wenn Ihre nächsten Angehörigen versterben würden, weil es nicht genug Personal auf einer Station gab?

Jens Spahns Schwachsinn

Nun sitze ich hier und höre/lese diesen ganzen Schwachsinn, den Sie in den letzten Wochen von sich geben. Seit JAHREN!! warnen Experten vor dem Pflegenotstand. Niemanden aus der Politik hat das interessiert, dieses Problem wurde schlichtweg einfach ignoriert. Kurz vor den Wahlen hier und da mal ein Wahlversprechen zur Verbesserung der Bedingungen in der Pflege, welche allerdings auch nie wirklich umgesetzt wurden. Im Gegenteil. Man unterstützt die Privatisierung der Krankenhäuser, der finanzielle Druck auf die Häuser steigt und die Leidtragenden sind die Pflegekräfte und am Ende die Patienten. 

Welchem jungen Berufsanfänger soll ich denn da noch den Beruf schmackhaft machen? Wir arbeiten jedes 2. Wochenende. Wenn Sie an Weihnachten mit ihrer Familie um den Tannenbaum sitzen, habe ich Nachtdienst. Ich arbeite im ständigen Wechsel der Schichten. Ich habe mit meinen 26 Jahren mehr Tote gesehen als Sie es jemals tun werden, muss dies in meiner wenigen freien Zeit irgendwie verarbeiten und mein Orthopäde schlägt Alarm, weil mein Rücken 20 Jahre älter ist als ich selbst!

Tipp der Krankenschwester

Damit Sie vielleicht mal etwas Sinnvolles auf die Beine stellen können, würde ich Ihnen einfach mal ein einmonatiges Praktikum in der Pflege empfehlen. Das lässt sich bei Ihrem Gehalt ja sicher einrichten, oder müssen Sie mit 1700 € Ihre Familie ernähren, die sie kaum sehen, weil sie zusätzlich zu ihrer 100 Prozent Stelle ständig Überstunden schieben müssen?

#jensspahn #pflegeamboden #pflegenotstand #dingedieeineschwesterbewegen

 

(Das Foto zeigt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn / Foto: BMG)

(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de

13 Kommentare

  1. Marion Reinartz Marion Reinartz

    Das alles ist den Verantwortungstraegern seit Jahren bekannt. Doch sie haben die Probleme ignoriert und alle weggesehen. Ich hab als Pflegende von zwei Angehoerigen hautnah in Krankenhauesern und Pflegeheimen miterleben muessen, wie menschenunwuerdig es dort zugeht und mit Tausenden Leidgenossen Petitionen und Briefe geschrieben, um auf die Missstaende im GesundheitsSYSTEM hinzuweisen. Pflegende Angehoerige werden durch einen Aufenthalt in o.e. Einrichtungen doppelt und dreifach belastet. Seit Jahren habe ich.mich mit dem noch verbliebenen prof. Pflgepersonal solidarisch erklaert und bin dagegen aufgestanden bei regelmaessigen flashmobs mit Petitionen und Briefen an die Verantwortlichen. Doch alle haben weggesehen. Man spricht von oben davon, dass wir uns in dieser Gesellschaft der wahren Werte besinnen sollten. Das geht vor allem nur, wenn zustaendige Politiker als Vorbildfunktion fuer die heranwachsende Generation ihre Arbeit richtig machen!! Wasserpredigen und Wein saufen, im Namen der Menschenwuerde geht einfach nicht!! Pflege ist ein gesellschaftlicher Wert und geht uns ALLE an, Herr Spahn! Nicht nur eine kleine Minderheit von habgierig profitorientierten Interessierten! Danke der jungen Intensiv Schwester fuer ihre klaren Worte! Steht alle dagegen auf und macht deutlich, dass es so NICHT weiter gehen kann!! Im uebrigen waere die Pflege ohne die Angehorigen Pflege schon viel frueher kollabiert! Auch diese wird seit Jahren ausgebeutet!
    Propaganda pflegt nicht, Herr Spahn!!

    • Danke für die klaren Worte. Davon braucht es mehr. Die von der Großen Koalition vorgesehenen 8000 neuen Pflegekräfte reichen ja nicht. 50.000 neue MitarbeiterInnen werden in Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen dringend gebraucht .

    • Klaus Dürrhammer Klaus Dürrhammer

      Dieser Ausführung kann man nur uneingeschränkt zustimmen, vorausgesetzt das Hirn funktioniert noch !

  2. Hermann Weichel Hermann Weichel

    Der Mann ist eitel,egoman, selbstgefällig, seine permanenten Provokationen haben nur ein Ziel, einen Sinn ICH auf dem Weg nach oben, ICH der Mittelpunkt der Erde.

  3. Rosemarie Ertelt Rosemarie Ertelt

    Ich musste 2012 aus der Pflege aussteigen. 1975 Examen gemacht und immer in der Pflege gearbeitet. Zum Schluss als PDL, in einem Seniorenheim. Ich bekam Druck von der Heimleitund und vom Personalbüro. Diesen Druck musste ich an die Mitarbeiter weiter geben. Überstunden für mich und die Mitarbeiter. Ich konnte nicht mehr in den Spiegel sehen. Hoher Krankenstand bei den Mitarbeitern. Für mich ist das momentane Pflegesystem ein riesiges Ungeheuer, welches die Pflegenden auffrisst. Pflege als Wirtschaftsunternehmen geht nicht. Pflege solltet aus Steuermitten bezahlt werden. Dies würde einiges vereinfachen.

  4. Katja Karlovic Katja Karlovic

    Ich bin selber in der Intensivpflege. Ich muss mich um 4 schwerkranke Menschen kümmern. Manchmal mehr, weil meine Kollegen vor Anstrengung einen Krankenschein nehmen.
    Ich arbeite im 3 Schichtsystem. Das Bedeutet, ich komme mir vor, als wenn ich permanent einen Jetleck hätte. Erholen ist kaum möglich.
    Ich kann mich kaum um die Belange, wie Gespräche, die wichtig sind, meiner Patienten kümmern.
    Ich muss auch mal atmen, doch meine Patienten brauchen so viel.
    Ich gehe jeden Tag mit einem schlechten Gewissen nach Hause, ich hätte mehr machen können.
    Danke für diesen tollen Brief.

  5. Vielen Dank für die Diskussionsbeiträge. Insider-Infos sind wichtig!

  6. Ellen Ellen

    Ich bin seit ich 16 bin, also seit 20 Jahren in der Pflege. Auch ich musste jetzt die Notbremse ziehen und bin jetzt seit 8 Wochen krank geschrieben. Ich war zuletzt als PDL tätig. Der ständige Druck rote Zahlen schreiben, Dienste abdecken und dabei noch Gesetze und Vorschriften einhalten musste ich immer auf die Mitarbeiter übertragen. Ich selber musste immer mehr mit in die Pflege obwohl ich einen reinen Büro ertragen hatte. Im 12 Stunden Nachtdienst Verträge anfertigen, Dienstpläne schreiben oder Weiterbildungspräsentationen erstellen. Kurzer Schlaf und danach noch ins Büro und abends wieder in die Nacht. Auf Urlaub verzichten damit die Mitarbeiter Urlaub nehmen können usw.
    Ich hänge jetzt in einem Sumpf aus Nervenschmerzen, Depressionen, Schlafstörungen, Migräne usw. Ich habe einen Antrag auf Teilhabe zum Arbeitsleben gestellt und eine Reha beantragt, weil es so nicht weiter geht. Seit ca. Zehn Jahren bin ich immer mal wieder krank wegen der Überforderung im Job, wollte diesen aber nie aufgeben. Jetzt weiß ich, daß ich aus der Pflege aussteigen muss.
    Ich kann nur hoffen, daß sich schnell was ändert damit alle zukünftig in der Pflege ausgebildeten wieder eine Wertschätzung erfahren und dauerhaft in diesem eigentlichen so wunderbaren Beruf arbeiten können.
    Vor 20 Jahren sagte ich noch es ist kein Beruf, es ist eine Berufung.
    Heute sage ich nur noch es ist kein Beruf, denn ich hab mich kaputt gearbeitet.

  7. H. Schüle H. Schüle

    Ich bin seit35 Jahren Krankenschwester, habe im Krankenhaus, Reha, Altenpflege, Ambulanten Pflegedienst und Ausland gearbeitet. Schon erschreckend, wenn man sieht, dass andere ( sogar nicht europäische Länder) das Gedundheitswesen besser geregelt bekommen, als wir und das, mit nur kleinen Vendetungen, die heute noch nicht bei uns angekommen sind ( und das ist nun schon gut 30 Jahre her). Es ist auch schade, dass kein Politiker jemals in die Lage kommen wird, zu erleben, wie es ist, in einem Krankenhaus bei personeller Minderversorgung gepflegt zu werden. Tja, da werden fast die roten Teppiche ausgerollt, zusätzliches Personal akquiriert und nur die besten der besten dürfen Hand anlegen. BG Pat. müssen schnell in den Arbeitsprozess wieder eingegliedert werden, weil die ja Geld in die Kassen bringen, wenn sie arbeiten. Wenn man alt und verbraucht ist, kostet das nur, ist viele Untersuchungen nicht mehr Wert. Ich liebe meinen Betuf trotzdem noch, würde es aber weder wieder lernen, noch empfehlen, weil von Luft und Liebe, einem Übermaß an Verantwortung und einem „Taschengeld“ als Gehalt, kann keiner Leben. Wenn die soz. Hilfe weiter steigt unser Lohn aber nicht, kommen schon Überlegungen hoch. Das gesamte System ist veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Wie soll denn 1 einziger Euro in unserem Geldbeutel mehr im ambulanten Dienst z. B. landen? Sämtliche Leistungen müssten um ein Vielfaches teurer werden, Beiträge steigen usw. Kein Wunder das immer mehr Krankenschwestern etc. Lieber am Aldi an der Kasse sitzen, ins Ausland gehen, oder, oder, oder.

  8. Brita Sobottka Brita Sobottka

    Ich bin seit 25 Jahren Krankenschwester . Und ich war mal stolz darauf. Jetzt bin ich nur noch resigniert . Ich habe oft überlegt alles hinzuschmeißen. Aber was dann? Eigentlich macht dieser Beruf Spaß.
    Es ist unerträglich wie die Politiker , egal welcher Partei, ihren Einheitsbrei herunterleiern. Mehr Personal, woher….? Sofortmaßnahmen wie 8000 zusätzliche Stellen.-woher……?Ich kann es nicht mehr hören. Wo sollen die bitte schön herkommen. Aus dem Ausland oder vom Arbeitsamt ? Es müssen erst einmal die Rahmenbedingungen geschaffen werden damit dieser Beruf wieder an Attraktivität und Zulauf gewinnt. Vom vielen Reden passiert da nicht viel. Herr Spahn sollte schnellstens reagieren sonst sehe ich für die Zukunft schwarz. Denn irgendwann wird auch mal ein Herr Spahn krank und auch alt und wenn er Pech hat kommt da auch keine Privatschwester mehr. Weil auch die wird es nicht mehr geben.

  9. Patricia Klein Patricia Klein

    Ich bin ja optimistisch: vielleicht werden die Reserven der Krankenkassen ja einfach wirklich mal für die Pflege ausgegeben. Ein Teil für neue Stellen, ein Teil für eine ordentliche Erhöhung der Tarifgehälter! Und zwar nicht 5-7%, sondern einfach 20%-25%!
    Bis 30.06. 2018 soll der GKV-SV mit der DKG Mindestpersonalvorgaben für die Pflege festlegen: los jetzt, Ihr Kassen! Wenn Euch die Qualität der Versorgung wichtig ist, dann schlagt Ihr jetzt zu! Jetzt könnt Ihr beweisen, was Euch wichtig ist!
    Und wenn es bis 30.06. nicht klappt (was ich befürchte!!!), legt der Gesetzgeber die Quoten fest. Dann kann der Minister beweisen, ob er ein Gesundheitsminister ist. Ich vertraue auf ihn!

  10. „Es kann nicht sein, dass Politiker und Wirtschaftsmanager der Meinung sind, dass man beispielsweise jeden durch eine Insolvenz arbeitslos gewordenen Menschen mal eben so einfach in einen der Pflegeberufe „stecken“ kann, auch wenn es „integrieren“ genannt wird.
    Sinngemäß habe ich in der Einleitung schon geschrieben: Wenn das der Maßstab zur Wertschätzung von Pflegeberufen ist, genau wie die Vergütung von Pflegekräften der Maßstab für die Würdigung ihrer schweren Arbeit ist, müssen wir uns alle bezüglich unserer Gesetzgebung und deren Vertreter in Grund und Boden schämen.

    Es heißt zwar im Grundgesetz:
    „Die Würde des Menschen ist unantastbar“,
    das scheint aber nicht für Pflegende
    und Pflegebedürftige zu gelten.

    Wir wollen alle fachlich gut und zwischenmenschlich liebevoll versorgt werden, aber bitte nicht auf Mindestlohnniveau, schon gar nicht, wenn man als Pflegebedürftiger auf dem gleichen Niveau von „Mindest“ versorgt wird.
    Was soll jemand machen, wenn er nach 30 Jahren Verkaufstätigkeit aus arbeitsmarktpolitischen Gründen in den Bereich Pflege gedrängt wird, die ihm nicht liegt, und das Arbeitslosengeld wegfällt, wenn er sich weigert? Wenn er damit argumentieren würde, er könnte den hilfsbedürftigen Menschen, die er versorgen soll, nicht gerecht werden, weil er u. a. die Sprache nicht beherrscht oder er sich vor bestimmten Pflegetätigkeiten ekelt, kann er seine Miete nicht mehr zahlen. Sein bis dato (menschen-)würdiges Leben, das ihm seine bisherige Arbeitsleistung ermöglicht hatte, mag es noch so bescheiden gewesen sein, kann er nicht mehr fortführen. Wir wissen ja, wohin solche Entwicklungen dann führen können…
    Spätestens, wenn Politiker als Privatversicherte nicht die Versorgung bekommen, die ihnen ihrer Meinung nach „zusteht“, ihre Eltern in der Seniorenresidenz nicht die ihnen gebührende Zuwendung und Wertschätzung erhalten, obwohl der Sohn als Regierungsrat den Bau der Wohnanlage gefördert und mit eingeweiht hat, gibt es richtig Ärger bis in die Führungsebene der Residenz. Dann fällt plötzlich auf, dass doch nicht jeder in der Lage ist, menschenwürdige Pflege zu leisten und dass die, die es können, eigentlich unbezahlbar sind.
    Da kann man aus volkswirtschaftlicher Sicht anderer Meinung sein. Aber kein Politiker käme auf die Idee, einigen Hundert Bankern, die mitgeholfen haben, ihre eigene Bank zu verzocken und in die Insolvenz zu treiben, Arbeitsplätze im Bereich der Pflege anzubieten, nicht mal im Management.“
    Aus dem Buch
    Beziehungsgeschichten – Wie das Leben tatsächlich ist, haben wir alle nicht gelernt
    Mehr Info:
    http://www.beziehungsgeschichten.de http://www.facebook.com/beziehungsgeschichten.de

  11. Scharfseher Scharfseher

    Ich arbeite selbst auch in der Krankenpflege und ich wünsche niemandem was schlechtes, doch diesen Gesundheitsminister wünsche ich das er irgendwann mal genau die Hilfe von den Menschen brauch….

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