Die Sprache ist die demokratischste Einrichtung der Welt. Jeder kann mitreden. Und jeder kommt mit seiner Art die Sprache zu benutzen zu seinem Recht. Selbst wenn die Mehrheit des Volkes anderer Meinung ist und man selber mit seinem Sprachgebrauch zu einer Minderheit zählt.
Und das ist auch gut so. So wie das Volk nicht mit wehenden Fahnen der neuen deutschen Rechtschreibung gefolgt ist, so wird es auch nicht dem neuen deutschen Gendern folgen. Man kann das Gendern in der Sprache nicht durch Staat oder Medien verordnen. Das Volk muss mitreden und -schreiben wollen.
Ein medialer Kampfsport
Das Gendern artet in letzter Zeit zum medialen Kampfsport aus. Die Tagesschau-Sprecher sprechen plötzlich von Politiker*innen. Mit gaaaanz großer Pause vor und nach dem Sternchen. Behördenmitarbeiter gendern sich verschwurbelt durch ihre Formulare.
Die Politiker*innen wiederum sprechen bei Anne Will von Bürger*innen. Anne Will spricht in ihrem Talks die Pausen von Politiker*innen und Bürger*innen mit. Wem ist das nicht schon aufgefallen?! Und wer hat sich nicht schon über diesen Unsinn totgelacht. Vermutlich alle, bis auf jene Intellektuell*innen, für die allein dieser Sprachsport keine Last, sondern ganz viel Lust ist.
Wikipedia klärt alles auf
Wer jetzt nicht so genau weiß, was Gendern ist, für den habe ich bei Wikipedia gegoogelt. Da heißt es u.a.: „…Im besonderen Sinne steht das Gendern im Deutschen für einen geschlechterbewussten Sprachgebrauch, der im Interesse der Gleichbehandlung der Geschlechter mit Veränderungen der herkömmlichen schriftlichen und gesprochenen Sprache einhergehen soll. In sozialen Medien wird Gendern oft nur auf den Einsatz von besonderen Zeichen wie dem Gendersternchen bezogen (Nutzer*innen)….“
Es gibt allerdings auch neue Formen des Genderns. Zum Beispiel schickte mir meine Freundin Lydia jüngst den Hinweis, dass man jetzt nicht mehr von Mietern einer Wohnung, sondern von Mietenden spricht und schreibt. Bei der Benutzung von …ende sind die Verfechter*innen des Genderns garantiert noch lange nicht am Ende.
Sprachlärm der Straße
Ich muss als AutorIn nicht unbedingt dem Spachlärm der Straße folgen. Auch nicht den intellektuellen SchreihälsDiversInnen, die jetzt mit Gewalt das Gendern multimedial durchsetzen möchten. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Sprache eine unbekümmerte Wanderin zwischen den Vorlieben der Menschen ist.
Auch die neue deutsche Rechtschreibung hat das Volk nie richtig durchdrungen. Sicher, die Medien schreiben überwiegend nach der neuen deutschen Rechtschreibung. Doch etliche halten sich an die alte. Die Wahl der Sprache ist schließlich ein ganz besonderer Ausdruck von Freiheit.
Gemischte Rechtschreibung
Ich selbst schreibe nach der alten und der neuen Rechtschreibung. Je nachdem , wie ich es gerade weiß oder wie mich mein Sprachgefühl leitet. In den vergangenen Jahren veröffentlichte ich in Buchverlagen, die nur die neue Rechtschreibung einsetzen. Andere blieben bei der alten Rechtschreibung. Gelegentlich hat mir mein Freund Jürgen ein ehemaliger Deutschlehrer, ein Manuskript überarbeitet und mir die – seiner Meinung nach – schlimmsten Rechtschreibirrtümer weggeschrieben.
Ich selbst gendere übrigens schon seit etlichen Jahren immer wieder einmal. Dabei überlasse ich das dem Zufall der Geistesblitze. In Artikeln schrieb ich beispielsweise mal von Bürgern und Bürgerinnen, ein anderes Mal von Bürger*innen. Man sollte den Sprachgebrauch nicht so verbiestert sehen, wie es momentan geschieht.
Streit der Schreibgelehrten
Erinnern wir uns doch einmal an die Diskussionen um die neue Rechtschreibung. Monatelang dauerte dieser Streit der Schreibgelehrten. Und was ist daraus geworden? Still ruht der Wörter-See.
Das Volk schreibt heute wie es das früher in der Schule gelernt und dann wieder vergessen hat. Und das Volk wird mit Blick aufs Gendern morgen so reden wie es das bisher für falsch oder richtig empfunden hat. Vielleicht mit winzig kleinen Vergenderungen.
Respekt vor Geschlechtern
Auch wenn ich die neue Gender-Mode nicht konsequent mitmache, so habe ich doch einen ganz normalen Respekt vor allen Menschen, gleich welchen Geschlechts sie sind. Wobei ich auch gestehen muss, dass es mich in den meisten Fällen schlicht nicht interessiert, welchen Geschlechts sie sind.
Von Freunden habe ich gehört, dass es bei den Diskussionen um das Gendern in den Sozialen Medien wohl recht deftig zugeht . Da gendere man auf Teufel*in komm raus. Ja, Facebook, Twitter & Co haben sich zu echten Stammtischen entwickelt. Da wünscht man sich die Eichentische aus der realen Welt der Hinterzimmer zurück. Auf denen konnten man oder frau oder divers mal so richtig mit der Faust auf den Tisch hauen. Ruhe! Verdammt! Jetzt gendere ich – nicht!
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(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de)