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Von (S)Tierquälerei und Kirmestrubel

Ich bin sehr froh darüber, dass wir in meiner Lieblingswohnstadt Düsseldorf einmal im Jahr die „Größte Kirmes am Rhein“ feiern – und nicht den größten Stierkampf-Rummel der Welt. In dieser Woche endet im spanischen Pamplona die siebentägige, brutale Stierkampfhatz und am Rhein beginnt das 10-tägige, harmlose Kirmesvergnügen.

„Darf man noch über Stierkampf schreiben“, fragte jüngst die FAZ. Die Zeitung berichtete darüber, dass die spanische Zeitung „El Pais“ in der Print-Ausgabe keine Stierkampf-Kritiken mehr druckt. Online begann daraufhin ein wahrer Kulturkampf.

Kirmes – Kampf um Parkplätze

Auch wenn in meinem Lieblingswohnstadtteil Düsseldorf-Oberkassel an diesem Wochenende wieder der Kampf der Autofahrer*innen um rare Parkplätze beginnt – ich bin froh, dass es hier nur um ein paar Beulen im Kotflügel geht. Blutspuren wie in der Arena von Pamplona bleiben mir und meinen Nachbarn erspart.

Natürlich würden in meinem Kietz etliche Leute gerne auf das Kirmestreiben verzichten. Vier Millionen Besucher*innen werden erwartet. Das sorgt für ordentlich Auftrieb in unserem Viertel. Aber ein Kulturkampf wie in Spanien ist der zaghafte Widerstand gegen Achterbahn und Zuckerwatte am Rhein nicht.

Hemingway – glühender Fan

Ich selbst habe in Spanien in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Stierkämpfe besucht. Ich muss gestehen, dass mich die Rituale und Szenen in der Arena schon faszinierten. Doch um es klar zu sagen: Ich bin für ein Verbot der Stierkämpfe, weil der Kampf des Toreros gegen den Stier ein ungleicher ist. Ja, es ist (S)Tierquälerei.

Meine Neigung zum Stierkampf liegt vermutlich an meiner Buchlektüre aus Jugendtagen. Ernest Hemingway war und ist einer meiner Lieblingsautoren. Und dieser Super-Macho unter den Schriftstellern war ein glühender Anhänger der spanischen Stierkämpfe. Was sich auch in einigen seiner Romane niederschlägt.

Im Roman – Kampf in Palma

In „Fiesta“ etwa dreht sich alles um den Stierkampf und den Festen einiger Intellektueller in Paris und rund um den Stierkampfarenen in den Pyrenäen. Das Leben der Bohemien im Umfeld von Hemingway in Frankreich und Spanien hat mich schon in meiner Jugend fasziniert. Ich bin mir sicher, dass mich neben Camus und Sartre und Anouilh vor allem Hemingway animierte, Schriftsteller und Journalist zu werden.

Trotz der Verehrung für den amerikanischen Autor bin ich aber nicht dem Stierkampf verfallen. Im Gegenteil. Ich lehne den Stierkampf ab. In meinem Roman „Der Sieg der Taube“, der überwiegend auf Mallorca spielt, habe ich meine „Heldin“, die Kommissarin Paloma Tobal,  einen Stierkampf in Palma besuchen lassen. Auch sie lehnte den blutigen Kampf Mann gegen Tier entschieden ab.

Ein Stier – das ideale Opfer

Das kommt übrigens auch in meiner bescheidenen Kunstsammlung zum Ausdruck. Ich habe ja lange Zeit ein Haus in Soller auf Mallorca besessen. Eines Tages fand ich in einem Antiquitäten-Geschäft 16 gerahmte, kritisch-humoristische Stierkampf-Karikaturen. Lange hingen sie in meinem 400 Jahre alten Stadthaus. Heute schmücken die Bilder zusammen mit einigen anderen Stierkampf-Gemälden den Essbereich in meiner Wohnung. Das Foto oben zeigt eine der Karikaturen. 

„Auch hier stirbt meistens der falsche“, lasse ich in meinem Spanien-Roman die Kommissarin Paloma bei einem Besuch in der Stierkampf-Arena sagen.

„Wie meinen Sie das?“, fragt ihr Begleiter.

„Der Stier ist doch nicht freiwillig hier“, sagte Paloma, „er wird zum Kampf gezwungen.“

„Und hat eine faire Chance!“

„Fair?!“ Paloma lachte verächtlich. „Er ist hier, weil er immer verliert. Das ideale Opfer.“

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Foto: Spanische Stierkampf-Karikatur „La Lidia“ / Jamin

(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de

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