Lassen Sie uns heute einmal über etwas Schönes (aber auch über seine negativen Aspekte) sprechen – die „Größte (Chaos-)Kirmes am Rhein“ in meinem Lieblingswohnstadtteil Düsseldorf-Oberkassel. Jedes Jahr im Juli sorgt diese Traditionskirmes für Trubel in den Rheinwiesen gegenüber der Altstadt.
Allerdings gibt es etliche Gegner dieser Veranstaltung, die in zehn Tagen rund vier Millionen Besucher anlockt. Vor allem sind etliche Düsseldorfer gegen den Standort in den Oberkasseler Rheinwiesen. Die Belastung für die Anwohner*innen u.a. durch den Autoverkehr sei zu hoch.
Kirmes auf die Messe
In der lokalen „Rheinischen Post“ gab es eine intensive Diskussion. Und das alternative Medienportal „VierNull“ schlug vor, die Kirmes aufs Messegelände zu verlegen: „Dort befindet sie sich auch am Rhein – und es gibt ohne Ende Parkplätze und eine noch bessere ÖPNV-Anbindung. Ziemlich gute Argumente.“
Dieser Meinung bin ich nicht. Man sollte auf dem Messegelände das tun, was deren Aufgabe ist: Geschäfte machen. Das Vergnügen einer Kirmes gehört mitten ins Stadtbild. Und mit dem traditionellen Feuerwerk über Düsseldorfs City gibt es eine Tradition, die weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt und beliebt ist.
Rathaus ist schlafmützig
Bleibt allerdings der Autoverkehr inklusive seiner extremen Luftverschmutzung, die Vermüllung des Stadtteils und der Lärm in den Straßen. Da ist Düsseldorf leider sehr schlafmützig. Auch der Machtwechsel im Rathaus von @OBGeisel zu @OBKeller hat da keine Entschärfung der Problemlage gemacht.
Ginge es nach mir würde für die Zeit der Kirmes der komplette Stadtteil für Autofahrer gesperrt. Anlieger ausgenommen. Denn die Anbindung an den ÖPNV, dem Öffentlichen Personen Nahverkehr, ist ausgezeichnet. Auch braucht es meiner Meinung nach Security-Patrouillen in den Straßen in Kirmes-Nähe, damit sich die Müll- und Lärm-Belastung für die Anwohner in Grenzen hält.
Pkw nutzen Bürgersteig
Die meisten Straßenzufahrten abseits der Hauptverkehrsadern sind in Oberkassel während der Kirmes-Tage durch Poller gesperrt. Das Problem: Viele Autofahrer fahren rückwärts oder über den Bürgersteig in die abgesperrten (Einbahn-)Straßen – und gerne auch gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung.
Da aber die Stadtmanager und die Polizei an Personal sparen, sind die angebrachten Straßensperren nur bedingt wirksam. Und an den wenigen, von Ordnungskräften kontrollierten Kontrollpunkten für Anlieger werden für Ortsfremde auch gerne „Ausnahmen“ gemacht. Da muss im nächsten Jahr ebenso eine Lösung her wie gegen Wildpinkler, Straßenkrakeler und die Müllchaoten unter den Besuchern.
Geisterfahrer im Stadtteil
Um ein Beispiel zu nennen. Die Luegallee war in dieser Kirmeswoche fast jeden Abend total Pkw-voll (Foto), wie Anwohner auf Facebook reklamierten. Die Folge: Autofahrer*innen rasten mit ihren Autos von der Luegallee im Bereich Restaurant „Stappen“ verbotenerweise gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung in die Einbahnstraße „Oberkasseler Straße“.
Das ist äußerst gefährlich, zumal die Fahrspur recht schmal und die Geschwindigkeit der Falschfahrer meist sehr hoch ist. Am vergangenen Samstag beispielsweise habe ich abends in etwa drei Stunden mehr als zehn „Geisterfahrer“ gezählt. Nach Informationen von Ortskennern passiert das ständig und ist seit Jahren ein Problem.
Veranstalter sollen zahlen
Dieses Problem müssten eigentlich auch Kirmes-Organisatoren, Stadtverwaltung, Polizei und Stadtteil-Politiker kennen. Aber keiner von ihnen kümmert sich um eine Lösung des Problems.
Das wäre recht einfach. Die Kirmesveranstalter, die St. Sebastianus-Schützen, müssten verpflichtet werden an allen kritischen Straßenbereichen eigenes Sicherheitspersonal zu platzieren. Zur Not könnten auch Schützen mit ihren Holzgewehren Streife laufen.
Polizei und Stadt ohne Lösung
Auf eigene Kosten, versteht sich. Denn die Kirmes dürfte meines Ermessens allein durch die Pachtverträge des Kirmesbetriebe einen ordentlichen Gewinn abwerfen. Zumal alle Organisatoren ehrenamtlich arbeiten.
Doch getan wird nur wenig. So ist es kein Wunder, dass viele Anwohner sauer sind. Der Autoverkehr wird immer gewaltiger, das Interesse der zuständigen Behörden an Problemlösungen immer geringer.
Gegen PKW demonstrieren
Vielleicht sollten die Anwohner*innen aus Oberkassel zur Kirmes 2023 einmal die Oberkasseler Brücke durch eine Demonstration sperren. Damit auch die desinteressierten Verkehrspolitiker und Stadtbeamten aufwachen.
Manchmal muss man eben nur mehr Lärm und Chaos verursachen, als von der „Größten Kirmes am Rhein“ ausgeht, um gehört zu werden. Allerdings haben auch einige Anwohner bereits mit einer Verwaltungsklage gegen den Kirmes-Standort gedroht. Stadtverwaltung und Schützenverein sollten also endlich handeln. Sie haben ja jetzt zwölf Monate Zeit…
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(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de)