Am 24. Februar vor einem Jahr marschierte die russische Armee in die Ukraine ein. Seitdem tobt der Krieg in dem Land. Und seitdem wird darüber gesprochen und geschrieben, wie man Frieden schaffen könnte. Es wurden auch einige viele diskutierte, Offene Briefe von deutschen Intellektuellen veröffentlicht.
„Alle Rufe nach Verhandlungen nützen nichts, wenn der Diktator es nicht will“, schrieb die Süddeutsche Zeitung am vergangenen Samstag in einem Kommentar. Doch genau das ist es, was die Autor*innen dieser Offenen Briefe in der Regel einfordern.
Offener Brief an den Kanzler
Jetzt plädieren die Feministin und Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer und die Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht mit inzwischen mehr als 500.000 Mitstreiter*innen in einem Offenen Brief an Bundeskanzler @OlafScholz für Frieden. Ein lobenswerter Versuch, sicherlich. Doch stehen die Friedenskämpfer*innen mit ihren Argumenten auf ziemlich verlorenem Posten.
Die Kernbotschaft: Ab sofort keine Waffen mehr an die Ukraine liefern. Stattdessen mit Putin verhandeln. Mehr haben die Autor*innen leider nicht anzubieten. Wie sollten sie auch? Denn Friedensverhandlungen hängen letztlich von Wladimir Putin ab. Und der will nicht verhandeln.
Krieg wie auf dem Schulhof
Was bleibt nun an Erkenntnissen von solcherart Debatten? Alle wollen Frieden, abgesehen vielleicht von Putin und seinen Vasallen. Wir können uns die Finger wund schreiben: Letztlich bestimmen Sieg und Niederlage auf dem Schlachtfeld in der Ukraine das Ergebnis des Krieges. Frieden ist dabei letztlich nur ein Abfallprodukt eines Totalverlustes an Menschen und Material.
Entscheidend ist, dass einer von beiden, den anderen in die Knie gezwungen hat. Das ist schon auf dem Schulhof der Fall, wenn zwei Jungen miteinander kämpfen. Und das ist auch so, wenn zwei Länder miteinander um den Landbesitz ringen. Frieden ist nur möglich, wenn der Krieg aufgrund der Schwäche eines der Beteiligten beendet ist.
Friedensdemo in Moskau
Wer in der Politik A sagt, muss auch H sagen: H wie Handeln. Allein einen Offenen Brief zu schreiben oder einen Aufruf zu starten, halte ich für zu wenig politisches Engagement. Ich schlage vor, dass Sahra Wagenknecht, Alice Schwarzer und Co. sich zu einer Friedensdemonstration in Moskau verabreden.
Spätestens bei einem Versuch, eine solche Demo zu organisieren, würden sie mit Putins Realität konfrontiert. Sie könnten endlich erfahren, dass sie nicht einmal mit einem Aufruf zum Frieden und zu Gesprächen in Moskau erwünscht sind.
Taten nach den Worten
Denn Demonstrationen für einen Frieden sind von Moskaus Regierung ebenso wenig erlaubt wie freie Meinungsäußerungen der Bürger*innen Russlands oder eine freie Berichterstattung in den russischen Medien. Demokratie in Russland war gestern.
Wenn in Moskau nicht einmal frei über den Krieg in der Ukraine gesprochen werden darf – wie soll, dann erst über Wege zu einem Frieden diskutiert werden?! Schwarzer und Wagenknecht sollten trotzdem ihren Worten Taten folgen lassen. Einen Versuch wäre es wert …
Foto: Dagmar Demuth / Düsseldorfer Karnevalswagen „Putins Blutbad in der Ukraine“ von Jacques Tilly
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(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de)