Apotheker, Ärzte und Krankenhäuser und vor allem ihre Verbände melden sich schnell zu Wort und Protest und Widerstand an, wenn die Politik Veränderungen für ihre Berufsgruppen und Unternehmen plant. In diesen Tagen geschieht das beispielsweise bei der Ankündigung von Bundesminister Karl Lauterbach, das System der Apotheken in Deutschland zu reformieren.
Immer mehr Apotheken schließen, vorwiegend auf dem Land, wo der Nachwuchs fehlt. Um das Aussterben von Apotheken zu verhindern, muss natürlich der Staat reagieren, wenn es die Apotheker nicht von selbst tun. Als Lauterbach jetzt einen Referentenentwurf vorlegte, wie die Versorgung mit Medikamenten in Zukunft flächendeckend in Deutschland gesichert werden könnte, gab es sofort Protest.
Neue Art von Apotheken-Filialen
Die neuen Pläne sehen zum Beispiel vor, dass es nicht wie bisher in jeder Apotheke einen Apotheker geben müssen, der die Kunden bedient und berät. Lauterbach plant, dass Filialen von Apotheken auch mit Pharmazeutisch-Technischen Assistenten (PTA) besetzt werden können, sofern per Television ein Apotheker erreichbar ist.
„Bei über 50 Prozent der Rezepte gibt es Probleme in Bezug auf Unverträglichkeiten, Wechselwirkungen und Lieferprobleme. Nur ausgebildete Pharmazeuten können diese Probleme zeitnah für die Patienten lösen“, warnt Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, heute in der Rheinischen Post.
Noch nie Wechselwirkungen geprüft
Ich weiß nicht, woher der Lobbyist der Apotheker seine Erfahrungen nimmt. Oder auf welche Umfrage er sich bezieht. Seit vielen Jahren nehme ich etliche Medikamente für unterschiedliche Krankheiten. Ich bin nicht einmal von Apotheken darauf hingewiesen worden, dass einige meiner Medikamente nicht zusammenpassen, also Unverträglichkeiten und Wechselwirkungen aufzeigen. Und auch bei Lieferprobleme einzelner Medikamente wurde ich schon mit dem Hinweis beschieden: Es gibt sie im Moment nicht – das war’s.
Bei vielen Medikamenten ist es ohnehin üblich, dass bei Lieferproblemen das Mittel eines anderen pharmazeutischen Unternehmens digital mit gleichen Inhaltsstoffen angeboten wird. Das sollte auch eine Assistentin schaffen.
Selbst von Nebenwirkungen betroffen
Ich selbst habe bei mehreren Medikamenten Wechselwirkungen festgestellt, auf die mich eigentlich Apotheker hätten hinweisen müssen. Bei Beschwerden habe ich selbst überprüft, ob ich ein anderes Medikament nehmen sollte.
Erst vor einiger Zeit hat sich ein Neurologe, den ich konsultiert habe, zum ersten Mal in meinem Leben mit den Wechselwirkungen meiner Medikamente befasst. Bislang hat das kein Arzt für notwendig erachtet. Auch er hat festgestellt, dass mehrere meiner Medikamente, die ich zum Teil seit Jahren einnehme, eigentlich nicht zusammenpassen.
Weiße Kittel wehren sich gegen Reformen
Apotheken und Ärzte und vor allem ihre Standesvertreter tun oft so, als wären bisher ausgeübte Regelungen nicht erweiterbar oder veränderbar. Wann immer Staat und Krankenkassen in die Abläufe von Ärztepraxen, Apotheken, wie aber auch Krankenhäuser Veränderungen anstreben, kommt es schon fast automatisch zum Protest in weißen Kitteln.
Ärzte, Apotheker und Krankenhausbetreiber sollten sich daran gewöhnen, dass der Fortschritt nicht vor ihren Eingangstüren haltmacht. Patient*innen haben einen Anspruch darauf, dass negative Entwicklungen im Gesundheitswesen von Staat und Krankenkassen gebremst und vermieden werden. Sie haben Anspruch auf eine optimale Versorgung, auch wenn sie der Gesundheitsbranche ein paar Wehwehchen bereiten.
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Foto Medikament: Jamin-Foto
Fotoporträt Jamin: Jörg Haas http://peoplefactor.de