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Warum die Kritik am UN-Job für Außenministerin Baerbock ein Pseudo-Skandal ist

In diesem Tagen wird ein ganz normaler Karriere-Vorgang zum Skandal erhoben. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat sich für das Amt der Präsidentin der UN-Generalversammlung in New York beworben. 

Auf der Strecke bleibt bei dieser Entscheidung die offensichtlich sehr begabte Diplomatin Helga Schmid, die für diesen Job ursprünglich vorgesehen war. Sie war bis Ende 2024 Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.

Gänzlich normaler Vorgang

Der ehemalige UN-Botschafter Christoph Heusgen sagte dem Spiegel: „Die UN sind kein Selbstbedienungsladen.“

„Helga Schmid ist eine großartige Diplomatin“, sagt der frühere SPD-Außenminister Sigmar Gabriel dem Tagesspiegel. „Frau Baerbock kann viel von ihr lernen.“ 

Die Kritiker dieses Vorgangs tun so, als wäre es eine außergewöhnliche Maßnahme, wenn jemand ein Amt anstrebt, für das ein anderer bereits offiziell ausgewählt wurde. Dabei ist das im Management der Wirtschaft wie auch in der Politik üblich.

Ein einmaliger Karrieresprung

Ich selbst bin „Opfer“ eines solchen Vorgangs gewesen. Ich war 24 Jahre alt, Jungredakteur bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in Duisburg und strebte nach dem Amt des Reporters in der Zentralredaktion in Essen. Eine einmalige Chance. Die WAZ war damals mit mehr als 900.000 gedruckten Exemplaren die größte deutsche Tageszeitung.

Ich durchlief die Bewerbungsvorgaben und wurde unter vielen Bewerbern und Bewerberinnen damals als neuer Reporter ausgewählt. Durch Zufall erfuhr ich das vorab vom damaligen Chefreporter der Rheinischen Post auf einem Termin, den wir gemeinsam besuchten.

Erstes Karriere-Level erreicht

Was war ich stolz! Was war ich heiß auf den Job! Nachdem auch die Chefredaktion offiziell meine Beförderung bestätigt hatte, wusste man im ganzen Medienkonzern, dass ich der zukünftige und jüngste Reporter der WAZ sein würde.

 Ich hatte das erste Level meiner Karriereleiter erreicht, dachte ich. Bis mir wenige Wochen später der Chefredakteur in einem persönlichen Gespräch erklärte, dass ich leider noch warten müsse mit meinem Sprung in höhere journalistische Gefilde.

Älterer wurde Reporter

Eine Lokalredaktion war umorganisiert worden. Ein damals älterer, guter, engagierter Redaktionsleiter musste in einer passenden Stellung untergebracht werden. 

Ich war nicht das Bauernopfer, sondern vielmehr einer unumgänglichen Entscheidung des Redaktionsmanagements zum Opfer gefallen. Das schmerzte, aber ich habe es verkraftet.

Die Entscheidung akzeptieren

Erst zwei oder drei Jahre später machte die Chefredaktion meine Karrierebremse wieder wett. Es wurde für eine neue überregionale Redaktion, in der ich inzwischen als Redakteur erarbeitete, ein stellvertretender Redaktionsleiter gesucht. Ich musste mich nicht einmal bewerben. 

Ich bekam den neuen Job. Aber auch dieses Mal fiel ein Mensch der Entscheidung des Managements zum Opfer. Es handelte sich dabei um eine Kollegin, der der Job lange Zeit vorher versprochen worden war. Sie musste die Entscheidung der Chefredaktion akzeptieren.

Auf engen Karriereleitern

Das Leben ist nicht immer gerecht. Vor allem, wer in der Wirtschaft und Politik Karriere machen will. Da muss man immer mit Überraschungen und Entscheidungen rechnen, die einem nicht gefallen. Und die nicht ins Karrierekonzept passen. 

Aber wer dieses Spiel nicht mitmachen will oder kann, der sollte sich erst gar nicht auf den Weg machen, in seinem Beruf aufsteigen zu wollen. Auf engen Karriereleitern gibt es immer Gewinner und Verlierer.

Hintergrundberichte zu meinem Spezialgebiet „Vermisste Menschen und die Situation ihrer Angehörigen“ im Experts Circle von Focus-online.

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Foto Annalena Baerbock, Olaf Scholz: Bundesregierung/Guido Bergmann

Fotoporträt Jamin: Fyeo

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