Zum Inhalt springen

Die Parolen der Fremdenfeindlichkeit haben sich in den Köpfen vieler Bundesbürger*innen eingenistet

In der vergangenen Woche schrieb ich in diesem Blog, dass ich befürchte, ein Großteil der Bundesbürger sei fremdenfeindlich. Indirekt hat mir Bundeskanzler Friedrich Merz das in diesen Tagen bestätigt – sofern man, so wie ich, davon ausgeht, dass Merz für einen bestimmten Typus Otto-Normal-Bürger steht.

Bei einer Pressekonferenz in Potsdam lobte der Kanzler zunächst Fortschritte in der Migrationspolitik, schränkte dann jedoch ein: „Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen (von Migranten, d. A.) zu ermöglichen und durchzuführen.“

Merz als Otto-Normal-Bürger

Rassismus möchte ich Merz nicht unterstellen, auch wenn es auf den ersten Blick so klingt. Es ist vielmehr der Blick eines Otto-Normal-Bürgers aus dem Sauerland, dem alles Fremde zumindest befremdlich erscheint. Es wäre besser gewesen, er hätte verbindende Worte gefunden – hätte etwa darauf hingewiesen, dass Deutschland, egal ob die AfD es will oder nicht, mit dem „Fremden“ in den Städten der Zukunft leben muss. Er hätte in diesem Zusammenhang für mehr Verständnis gegenüber dem „Fremden“ werben sollen.

Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber hat das erkannt. Schon vor längerer Zeit sagte er: „Unsere Städte werden ihr Gesicht verändern, das müssen wir den Menschen ehrlich sagen.“

Fremde prägen das Stadtbild

Selbstverständlich prägen heute Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund das Bild in unseren Städten. Warum auch nicht?! Im Jahr 2025 leben in Deutschland rund 25,2 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund; das entspricht etwa 30,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Von diesen 25,2 Millionen Menschen besitzen rund 12,2 Millionen eine ausländische Staatsangehörigkeit, während 13 Millionen Deutsche mit Migrationshintergrund sind – etwa Eingebürgerte oder Nachkommen von Eingewanderten.

Das „Fremde“ äußert sich in vielfältigen Sprachen, sichtbaren Symbolen wie Burka oder Kopftuch und auch durch internationale Gastronomie – Dönerimbiss und viele andere Restaurants sind Aushängeschilder der neuen deutschen Vielfalt. Menschengruppen wirken anders als früher rein mitteleuropäisch geprägte Stadtbilder.

FAZ: Fremdenfeindlicher Ton zu laut

Selbstverständlich löste Merz’ Halbsatz über das „Problem im Stadtbild“ Empörung unter Politikern und in den Medien aus. Die FAZ kommentierte: „Leider ist der fremdenfeindliche Unterton dieser Parole zu laut, um ihn zu überhören.“

Manche werfen dem Bundeskanzler vor, sich zu leichtfertig in der Öffentlichkeit zu äußern – man denke nur an seine Bemerkungen über die „kleinen Paschas“ unter muslimischen Kindern oder seinen Begriff „Sozialtourismus“ für Ukrainer.

Einfluss der fremdenfeindlichen AfD ist groß

Letztlich zeigt dies nur, wie großen Einfluss die AfD mit ihrer Verteufelung von Migranten und ausländischen Mitbürger*innen bereits auf unsere Gesellschaft hat. Diese Parolen der Fremdenfeindlichkeit haben sich in den Köpfen vieler Bundesbürger*innen festgesetzt.

Unsere demokratisch orientierten Politiker müssen unbedingt gegen diese Vorurteile vorgehen. Ausländer*innen, die lange in Deutschland leben, sind ebenso Mitbürger*innen wie neu angekommene Migrant*innen mit Bleibeperspektive.

Migranten nicht als Kriminelle sehen

Wir dürfen nicht alle Migranten und Ausländer pauschal als Kriminelle betrachten. Auch in diesen Bevölkerungsgruppen ist nur ein kleiner Teil kriminell – genauso wie unter den Deutschen.

Falls wir unsere Fremdenfeindlichkeit nicht überwinden, müssen wir uns dringend fragen: Wie wollen wir in Zukunft mit ausländischen Mitbürgern leben, wenn wir sie als Problem und nicht als neue Mitglieder unserer Gesellschaft betrachten?!

Hintergrundberichte zu meinem Spezialgebiet „Vermisste Menschen und die Situation ihrer Angehörigen“ im Experts Circle von Focus-online.

#Shortstorys #Düsseldorf #jaminautor #BlogAufEinenCappuccino #Literatur #Kurzgeschichten #BookTok #StoryTok #BuchTok #Migration #Migrant*innen #integration #deutschland #politik #rassismus #migrationspolitik #einwanderung #gesellschaft #fckafd

Foto Straßenszene im neuen Deutschland: Jamin

Fotoporträt Jamin: Fyeo

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen