Gelegentlich lese ich in Zeitungen oder Magazinen, dass zu viele ältere Menschen in zu großen Wohnungen leben. Das kann ich gut nachvollziehen. Auch ich habe in Wohnungen gelebt, die über 130–150 m² Wohnfläche verfügten. Manchmal war ich jahrelang alleine dort. Manchmal lebte ich mit einer Freundin viele Jahre in solchen schönen Wohnungen.
Aber glücklicherweise hatte ich drei ältere Freunde: mehr als 20 Jahre älter als ich. Dieter Thoma (im Foto oben rechts), ein früherer Chefredakteur des WDR und Talkmaster im „Kölner Treff“ und im Presseclub der ARD. Chris Howland (im Foto oben links), ein Entertainer und Autor. Und Michael Lenz, begnadeter Drehbuchautor und Regisseur und viele Jahre auch mein Kollege bei der WAZ.
Ich habe von älteren Freunden gelernt
Mit diesen drei, mehr als 20 Jahre älteren Männern habe ich nicht nur mehrere Bücher geschrieben (Bestseller: „Ganz Deutschland lacht. Die Geschichte der Deutschen im Spiegel ihrer Witze“). Vor allem habe ich vieles von ihnen gelernt, wofür ich dankbar bin. Die wichtigste Erfahrung war, dass man sich im Alter kleiner setzen sollte.
Eines Tages merkte ich vor etlichen Jahren, dass meine Freunde ihre großen Wohnungen und Häuser aufgaben und sich ein überschaubares Heim schufen. Der eine verzichtete bei dieser Gelegenheit auf zu viel Mobiliar. Der andere verschenkte seine Bücher. Und der Dritte reduzierte so seine monatlichen Ausgaben.
Das Leben sollte überschaubarer werden
In Gesprächen bemerkte ich dann: Wenn Menschen älter werden, benötigen sie nicht mehr so viel Raum und nicht mehr so viele Gegenstände um sich herum. Das, was auch ich mit dem Älterwerden fühlte: Die Welt um einen herum, soll überschaubarer werden. Ein einfaches Leben, das einen nicht täglich vor die Frage stellt, was alles geputzt, gepflegt und überhaupt noch beachtet werden muss.
Ich wohne also heute in einer Wohnung mit 70 m². Und in dieser Wohnung stehen auch mein Schreibtisch und meine Computer, mit denen ich arbeite. Ein kleines Schlafzimmer, eine winzige Küche, ein Flur, in dem der Esstisch steht – mit offenem Übergang zum Wohnzimmer. So lässt es sich wunderbar aushalten und leben, vor allem, wenn man nicht mehr darauf achtet, repräsentieren zu müssen oder gegenüber Freunden und Bekannten mit seinen Besitztümern angeben zu wollen.
Das Haus auf Mallorca wurde verkauft
Mein Haus auf Mallorca, im wunderschönen Sóller, habe ich bereits vor vielen Jahren verkauft. Meinen BMW 5er Touring habe ich vor einiger Zeit aufgegeben, weil in meinem Stadtteil der öffentliche Nahverkehr, Carsharing, Lebensmittel-Lieferdienst und vieles mehr ohnehin hervorragend angeboten werden.
Der Klimawandel erfordert von jedem von uns Verzicht. Vor allem erfordert er aber, dass wir überdenken, wie wir in Zukunft leben und wie wir den kommenden Generationen ein besseres oder zumindest gutes Leben ermöglichen wollen. Ich spare Energie in der Wohnung, bekomme wöchentlich eine Bio-Obstkiste aus der Region und habe mir vorgenommen, maximal einmal im Jahr zu fliegen.
Verzichten für ein einfaches Leben
Es gibt sicher noch weitere Punkte, die meine Klimabilanz etwas verbessern. Aber an dieser Stelle wollte ich eigentlich nur darauf hinweisen, wie wichtig es ist, sich – bevor man alt ist – auf ein einfaches Leben mit ein wenig Verzicht einzurichten.
Angebracht ist dabei die kleine Wohnung. Je früher man sich dafür entscheidet, desto eher lernt man, die Vorteile zu schätzen. In Zeiten, in denen Wohnraum knapp ist und der Bedarf der jungen Generation riesengroß, sollte es für uns alle eine Verpflichtung sein: einfacher leben, besser leben.
Hintergrundberichte zu meinem Spezialgebiet „Vermisste Menschen und die Situation ihrer Angehörigen“ im Experts Circle von Focus-online.
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Foto Chris Howland, Gartenzwerg, Peter Jamin, Dieter Thoma: privat
Fotoporträt Jamin: Fyeo