Das neue Jahr fängt ja gut an. In diesen Tagen wirbt die ARD für ihre Fernsehserie „Labaule & Erben“. Eine Verunglimpfung der Tagespresse in Deutschland. Das trübe Humorwerk wird Mitte Januar 2019 ausgestrahlt. Man kann es hier vorab in der ARD Mediathek komplett sehen: zur ARD-Serie.
In dieser Serie verhalten sich alle Redakteure sowie das Führungspersonal der vorgeführten Tageszeitung extrem dämlich. Allen voran ist es der „Morgenpost“-Verleger Wolfram Labaule, leider gut gespielt von Uwe Ochsenknecht. Er schwafelt als Obertrottel durch sechs Serienfolgen dummes Zeug. Und das soll witzig sein.
Nur Vorurteile sind wahr
Nichts in dieser Serie hat mit der Realität in Tageszeitungs-Redaktionen oder im Verlagsgeschäft zu tun. Nur die Vorurteile sind wahr. Die Serie bedient alle miesen Klischees, die man mit Tageszeitungen in Verbindung bringen kann. Einige Beispiele:
- Hinterwäldlerisches Management: Die Zeitung ist schlecht gemacht. Sie hat mit den technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen nicht mitgehalten.
- Klüngel und Korruption: Der Verleger hofiert wegen der Kohle die Anzeigenkunden. Und läßt Gefälligkeitsartikel schreiben.
- Fakenews und Lügenpresse: Die Zeitung veröffentlicht eine gefakte Syrien-Fotostory. Erhofft sich davon einen Journalistenpreis.
Die Redakteure arbeiten nie
Vor diesem Hintergrund spielt es schon gar keine Rolle mehr, dass in dieser ARD-Serien-Tageszeitung die Redakteure eigentlich fast nie arbeiten Meist scharwenzeln sie nur um den trotteligen Verleger herum.
Diese Fernsehserie bedient sich der untersten Schublade des Humors: Man verfälscht die Realität so extrem, also die Arbeitsweisen in einem Zeitungsverlag und in ihrer Redaktion so gewaltig, dass nichts mehr stimmt und das gesamte Personal dem Zuschauer nur noch als dämlich präsentiert werden kann.
ARD-Serie nicht bejubeln
Man kann den Tageszeitungen eigentlich nur empfehlen, doch auch einmal eine solch’ oberflächliche und wenig satirische Satire-Print-Serie über die ARD-Tagesschau und einen Intendanten etwa wie Tom Buhrow vom Kölner WDR zu veröffentlichen. Vielleicht merken die Serienautoren und -redakteure bei der ARD dann, aus was für einem Stuss und übler Nachrede ihr TV-Klamauk besteht.
Zumindest sollten Tageszeitungen wie etwa die Düsseldorfer Rheinische Post die Macher dieser Fernsehserie einmal zu einer Diskussion über ihr Machwerk einladen. Falsch ist es, die Serie noch zu bejubeln, wie es unter anderem RP-online hier gemacht hat.
TV-Serie ist „Dreck“
Das „Schwäbische Tagblatt“ meint gar in einer TV-Kritik, die Miniserie „hält der modernen Mediengesellschaft den Spiegel vor“. Der Kritiker bleibt allerdings den Beweis schuldig, wo es denn so einen ramponierten Zeitungsverlag in Deutschland tatsächlich gibt oder welche Redaktionen denn in der Realität ihre News faken.
Immerhin auf YouTube kommt der User Mart Hart zu der erfrischenden Erkenntnis über die ARD-Serie: „Dreck.“
Bundeszentrale warnt
Vielleicht fehlt den Redakteuren der Tagespresse noch der Blick dafür, dass Spielfilme und -serien auch Meinungs-bildend und nicht reine Unterhaltung sind.
Die Bundeszentrale für politische Bildung sagt klar, dass etwa TV-Serien von den Zuschauerinnen nicht allein als Unterhaltung verarbeitet werden: „Eine der erstaunlichsten Wirkungen der Massenmedien ist schließlich der so genannte Kultivierungseffekt. Menschen orientieren ihre Vorstellungen von der Welt nicht nur an Nachrichten, sondern auch an fiktionalen Programmen wie Spielfilmen oder Fernsehserien. Beispielsweise überschätzen Menschen, die viel fernsehen, die Kriminalität in der Gesellschaft, weil das Fernsehprogramm überdurchschnittlich viel Kriminalität zeigt.“ Oder dämliche, korrupte und newsfakende Redakteure und Verleger.
Vorurteil von ARD und AfD
Bei einem Treffen mit den desorientierten Serienmachern könnten die Tageszeitungsredakteure über die Rufschädigung einer ganzen Branche, der Tagespresse, sprechen, mit der die Veröffentlichung einer solchen TV-Serie verbunden ist. Denn auch wenn der Zuschauer weiß, dass TV-Serien Fiktion und Spiel sind, so untermauern die Ochsenknecht-Episoden doch die Vorurteile über Medien, die ohnehin seit längerem schweren und ungerechtfertigten Vorwürfen ausgesetzt sind.
In der Fernsehserie „Labaule & Erben“ legt sich nämlich die ARD mit der AfD, der Alternative für Deutschland, ins Bett und macht aus der Tages- eine Lügenpresse. Mehr über die Geschichte der „Lügenpresse“ gibt es bei der Bundeszentrale für politische Bildung.
Serienjunkie Harald Schmidt
Die Idee zur Serie stammt übrigens von dem ehemaligen Nachttalker Harald Schmidt. Schmidt sieht sich nach eigenem Eingeständnis manchmal stundenlang TV-Serien an – er ist also eine Art Serienjunkie und wegen dieser Sucht möglicherweise nicht mehr voll zurechnungsfähig.
Der 61jährige Altsatiriker und TV-Frührentner sollte statt der Filme besser öfter Tageszeitungen lesen. Dann wüsste er, dass die nicht so funktionieren wie er sich das zusammenreimte. Und statt auf Facebook eine etwas irritierende Werbung für seine Serie zu machen, sollte er sich mal die professionell gemachten Internetauftritte der Tagespresse ansehen. Zum Beispiel der des Kölner Stadtanzeigers.
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(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de)