Betrachtet man das Website-Angebot für Senior*innen der Städte Düsseldorf und Leipzig, dann besteht zwischen den beiden fast gleich großen Städten ein himmelweiter Unterschied. Grottenschlecht das Angebot in meiner Lieblingswohnstadt Düsseldorf, paradiesisch das Angebot im Osten.
Die Seniorenbeiräte, in beiden Städten vorhanden, vertreten fast ähnlich viele Senior*innen. Rund 120.000 ab 65 Jahren in Leipzig, rund 150.000 ab 60 Jahren in Düsseldorf. Leipzig hat insgesamt knapp 600.000, Düsseldorf ein paar Bürger*innen mehr.
Nur Bestservice in Leipzig
Die Düsseldorfer Seite des Seniorenbeirats kommt aber geradezu ärmlich daher – von Kö-Feeling und Luxus weit, weit entfernt. Dagegen ist die Seite der Leipziger Senioren geradezu ein Königsweg mit zahlreichen Aktivitäten und Angeboten – Beispiele HIER und HIER.
„Tote Hosen“ in Düsseldorf
In Leipzig gibt es neben dem Download für mehr als zehn pdf-Dateien von „Guter Rat für Ältere“ über „Wichtige Telefonnummern“ und „Ratgeber für selbstbestimmtes Wohnen“ bis zur Broschüre „Die Rente beginnt“ unzählige Extra-Tipps und Hinweise für ältere Bürgerinnen und Bürger.
In Düsseldorf ist dagegen viel „Tote Hosen“, deren 60jähriger Starsänger Campino aus meinem Lieblingswohnstadtteil Oberkassel auch zur Senioren-Zielgruppe gehört. Ein Trauer(bei)spiel des Angebots: Eine 29 Seiten dünne pdf-Broschüre („Zusammen weniger allein“). Das Leipziger Gegenangebot „Guter Rat für Ältere“ ist zehnmal so umfangreich, hat knapp 300 (!) pdf-Seiten.
Klagen des Seniorenbeirat
Kürzlich klagte der Seniorenbeirat in der Tageszeitung „Rheinischen Post“, sie seien für Stadtverwaltung und Rat der Stadt „nicht die Abnicker vom Dienst“. Die Vorsitzende des Beirats der Senioren, Ulrike Schneider: „Wir erfahren meist spät von Planungen und Vorhaben und können sie dann nur noch zur Kenntnis nehmen.“
Zwischen den Zeilen liest man heraus, dass sich das Interesse von Rat und Stadtverwaltung an Düsseldorfs Senior*innen offensichtlich auf dem Tiefstand befindet. Dabei gehe es um Themen der „kulturellen Teilhabe“, „analoge Alternativen“ bis hin zu Angeboten der Sparkassen oder die Parkgebühren-Erhöhung. Der Seniorenbeirat fordert Beteiligungsrechte und verspricht auch in Zukunft „die Finger in offene Wunden zu legen“.
Viel Arbeit für OB Keller
Ich habe das Gefühl, dass Düsseldorf seine Seniorinnen und Senioren am liebsten möglichst schnell loswerden würde. Düsseldorf – die Stadt der Schönen und Reichen, in der wertvolle Kunst mehr gilt als Wertschätzung für ältere Menschen?
Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller sollte die Klagen seines Seniorenbeirats ernst nehmen. Schließlich wird er ja selbst in acht Jahren zur Zielgruppe der Senioren-Website der Stadt Düsseldorf gehören und hofft dann vielleicht auf ein reichhaltiges und gut abgestimmtes Angebot der Stadt. Bis dahin muss er aber noch viel dafür tun…
Foto: Stadt Leipzig / Cover der Broschüre „Guter Rat für Ältere“
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(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de)