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Deichgaragen I: Grüne und CDU plädieren für Bunkerbau im Landschaftsschutzgebiet

Jetzt also doch! Grüne und CDU wollen mehr Pkw-Verkehr in meinen Lieblingswohnstadtteil Düsseldorf-Oberkassel lenken. In dieser Woche verkündete der Fraktionsvorsitzende der CDU und Bezirksbürgermeister Rolf Tups mit Flankenschutz der Grünen-Ratsfraktion in der Rheinischen Post, er denke daran, Mammut-Garagen in die Rheinwiesen einbetonieren zu lassen. Genau meint er: 500 Parkplätze in einem gigantischen Bunkerparkhaus zwischen der Oberkasseler und der Rhein-Knie-Brücke. 

Konkret bedeutet das aber auch: Die grünen und schwarzen Politiker wollen offensichtlich dafür sorgen, dass der Stadtteil mit noch mehr Pkw und deren gesundheitsschädigenden Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Abgasen geflutet wird. Angeblich soll dadurch Parkraum für die Pkw der Anwohner*innen Oberkassels geschaffen werden. Das schlimme Ergebnis: viel mehr statt möglichst weniger Pkw-Verkehr im Stadtteil.

Grüne gemeinsam mit CDU 

Doch Oberkassel wird wenig von diesem Projekt haben. Man kann davon ausgehen, dass der Parkraum von wenigen Anwohner*innen in nahegelegenen Straßen, aber letztlich nur der Geschäftswelt in der Innenstadt hilft: Deren Kunden und Mitarbeiter werden in Zukunft in Divisionsstärke ihre Pkw in den Oberkassel Deichgaragen parken und von dort mit Bus und Bahn in die City pendeln.

„Vom Kooperationspartner kommt spontan immerhin keine Ablehnung“, schrieb die Rheinische Post am 1. Mai in ihrem Bericht zu den Deichgaragen über die Grünen im Rathaus, „Norbert Czerwinski, Sprecher der Grünenfraktion, zeigt sich aber skeptisch, ob die Umsetzung möglich sei. Falls das Projekt aber technisch, wirtschaftlich und auch rechtlich machbar sei, könne er es sich auch vorstellen«.

Scheinheilige Argumente

Pkw-Stauförderer Tups liefert für seinen Plan eher scheinheilige Argumente: Er beklagt, dass Oberkassels Bürger*innen mehr Parkplätze benötigten. Das ist aber nicht der Fall. Parkraum für die Oberkasseler Autofahrer*innen gibt es genug. Oberkassel benötigt eher mehr Engagement des Ordnungsamtes und mehr kontrolliertes Anwohnerparken. 

Denn wohin man auch in Oberkassel geht, überall finden sich Autos mit dem Kennzeichen andere Städte, die vorwiegend tagsüber in Oberkassel parken und den Einheimischen die Parkplätze wegnehmen. Die Straßen im Stadtteil Oberkassel sind zum Park&Ride-Gelände für die Düsseldorfer City geworden.

Alte Pläne – neue Naturzerstörer

Vor 30 Jahren gab es schon einmal den Versuch der Düsseldorfer Stadtregierung, dem Oberkasseler Rheindeich Bunkergiganten einzupflanzen. Auch da ging es um 500 Parkplätze zwischen den beiden Oberkasseler Brücken. Auch damals ging es vermeintlich um Parklätze für die Anwohner. Aber welcher Oberkasseler läuft schon durch den halben Stadtteil, um am Rhein zu parken. 

Die damals gegründeten Deichwächter, denen ich früher auch angehörte, verhinderten den Pkw-Bunkerbau mitten in einem Landschaftsschutzgebiet. Man kann nur hoffen, dass auch diesmal die Deichwächter gegen diese Umweltpest Maßnahmen ergreifen werden. In den 1990er-Jahren dauerte die Abwehrschlacht gegen die Pkw-Lobby im Rathaus einige Jahre.

Tausende Pkw mehr im Stadtteil

Überlegen wir doch einmal, was denn diese 500 Parkplätze für den Stadtteil Oberkassel bedeuten. Autofahrer aus den umliegenden Städten werden versuchen City- und Altstadt-nah genau dort zu parken und dann Bahn und Bus zur Weiterfahrt in die City zu benutzen. Das führt zu endlosen Schlangen von Pkw quer durch den Stadtteil und über Kaiser-Wilhelm- und Kaiser-Friedrich-Ring. Und Autofahrer werden auch über Umwege versuchen, die Deichgaragen zu erreichen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Mammut-Staus zur jährlichen „Größten Kirmes am Rhein“. Nicht ohne Grund wird der halbe Stadtteil in dieser Zeit für fremde Pkws gesperrt.

Zu den Tausenden von Pkw-Fahrer*innen, die tatsächlich einen Parkplatz in den Bunkerbauwerken am Rhein finden werden, kommen noch Tausende von Pkw-Fahrer*innen, die vergeblich die Deichgaragen anfahren und dann mit ihren Fahrzeugen durch den Stadtteil kreisen werden, um an einem Straßenrand in Oberkassel einen Platz für ihren Wagen zu finden. Das alles zusätzlich zu dem bisher hohen Verkehrsaufkommen.

Abgas-Horror durch Pkw-Chaos

Das führt zu einer außergewöhnlich hohen, zusätzlichen Abgasbelastung in den zum Teil engen Straßen Oberkassels. Die Folgen unter anderen: starke Krankheitsbelastung für Kinder und Kleinkinder, die schon heute in Auspuff-Höhe die Autoabgase einatmen müssen. 

Mit dem Bau der Deichgaragen wird Oberkassel noch mehr als schon heute zu einer Abgas-Schleuder-Zone: Die Abgase von vielen 1000 Autos werden täglich über Lüftungsschächte der Deichgaragen in die nah gelegenen Straßen und Rheinwiesen wabern.

Kinder sind besonders gefährdet

Ich möchte aber noch ein paar Zeilen bei den Gefahren durch Autoabgase für die Kinder in Oberkassel bleiben. Bereits in meinem Sachbuch „Hilflos – Gewalt gegen Kinder“, veröffentlicht im Jahr 1995, habe ich geschrieben: „In den Städten sind die Kinder den Schadstoffbelastungen fünf- bis sechsmal stärker ausgesetzt, als Kinder auf dem Land. Benzol und Dieselabgase gehören zu den Stoffen, die extrem krebserregend sind. Schadstoffmessungen, die Greenpeace auf Straßen in 1,20 Meter Höhe, also in sogenannter Kindernasenhöhe, durchführte, zeigen, daß in der morgendlichen Hauptverkehrszeit, wenn die Kinder auf dem Weg zur Schule sind, Spitzenwerte gemessen werden“. 

Dabei reagieren Kinder sehr empfindlich auf Schadstoffe, habe ich schon vor mehr als 25 Jahren formuliert: „Sie haben eine höhere Atmungsaktivität. Ihre Abwehrfunktionen gegenüber Umweltgiften sind noch nicht so stark ausgebildet. Sie atmen die Auspuffabgase direkter ein, weil sie kleiner und mit der Nase näher am Auspuff sind. Die Gefahr, an Leukämie zu erkranken, ist groß“.

Pkw-Stau durch Grün-Schwarz

Die grünen und schwarzen Politiker in Düsseldorf sind offenbar bereit, in Düsseldorf nicht den Pkw-Verkehr einzuschränken, sondern ihn kräftig zu pushen. Denn die 500 Parkplätze in den Parkhaus-Bunker im Landschaftsschutzgebiet in Oberkassel führt jeden Tag zu Tausenden von Anfahrten von Pkw. Grob geschätzt sind das mehrere 100.000 Autos pro Jahr zusätzlich, die dann in Oberkassel für Staus sorgen und mit Abgasen die Luft verpesten.  

Die Folgen für die Luft in Oberkassel kann sich jeder leicht ausrechnen: Allein wenn jeder der 500 geplanten Parkplätze nur einmal am Tag von einem ortsfremden Auto belegt würde, wären das 175.000 Pkw im Jahr. Bei sechs ortsfremden Autos pro Tag und Stellplatz sind das mehr als eine Million Autos im Jahr, die Oberkassel zusätzlich verkraften muss: Staus, Abgase, Verkehrsbehinderungen und -lärm sowie Gefahrensituationen für Radfahrer und Fußgänger, insbesondere Senior*innen und Kinder.

Schlimmer als „Letzte Generation“

Das ist ein weitaus größerer Schaden, als die „Letzte Generation“ mit ihren Protesten an Verkehrsstaus jemals anrichten kann. Und bei deren Aktionen sprechen CDU/CSU-Bundespolitiker von Klima-Terroristen. Wie sollen wir jene Düsseldorfer Politiker bezeichnen, die  Oberkassel mit dem Bau von Deichgaragen in eine Zukunft mit Extrem-Staus führen wollen?!

Ich hoffe, dass die Deichwächter und mit ihnen die Bürger*innen in Oberkassel auf die Barrikaden gehen. Widerstand tut Not. Erst recht, wenn die mitregierende, tendenziell-ehemalige Naturschutzpartei Bündnis 90/Die Grünen in Düsseldorf versagt. Der geplante Ausbau der Radwege in der Stadt scheint nicht mehr als Augenwischerei zu sein. Ein Konzept mit einer Pkw-Bremse für eine „Klima- und Naturfreundliche Stadt mit Zukunft“ ist nicht in Sicht.

Foto: Jamin / Mitten in dieses Landschaftsschutzgebiet zwischen zwei Oberkasseler Rheinbrücken und vor stilvoller Stadt-Natur-Kulisse in Düsseldorf wollen CDU und Grüne im Deich einen Garagenbunker einbetonieren

#Düsseldorf #jaminautor #BlogAufEinenCappuccino  #Deichwächter  #LetzteGeneration  #Naturschutz

(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de

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