Heute Morgen stelle ich mir vor, was passieren würde, wenn man in meiner Lieblingswohnstadt Düsseldorf ein Atommüll-Endlager errichten würde. Ich denke, es käme in der NRW-Landeshauptstadt erstmals zu einem Volksaufstand ähnlich der „Letzten Generation“.
Wir Düsseldorfer sahen unsere schöne Stadt ja früher schon nicht als Lagerstätte für Kohle und Stahl, sondern als Schreibtisch des Ruhrgebiets. Also als einen Ort, an dem wir im Gegensatz zu den Malochern an der Ruhr nicht im Blaumann, sondern im chicen Anzug mit weißem Hemd zur Arbeit gingen.
Schreibtisch des Ruhrgebiets
Heute gilt unser Großstadt-Dorf eher als Treffpunkt der Reichen und der Schönen und von Luxusleben und -Label. Dazu gehört natürlich auch eine neue Oper, die in den nächsten Jahren für vermutlich eine Milliarde Euro gebaut wird. Auch sind neue Riesenkonsumpaläste auf unserer Königsallee, der weltberühmten Prachtmeile, in Planung oder im Bau.
Doch zurück zum Atommüll. Die Süddeutsche Zeitung schrieb jüngst auf der Seite 3 unter der doppeldeutigen Überschrift „Die letzte Generation“: „Im japanischen Dorf Suttsu gibt es fast nur noch Alte. Alles dämmerte so vor sich hin, bis der Bürgermeister das Dorf als Endlager-Standort für Atommüll vorschlug. Jetzt schmeißen hier 80-jährige Molotow-Cocktails.“
Niemand will Atommüll-Endlager
Wir Düsseldorfer können uns natürlich nicht vorstellen, dass auf Düsseldorfs Prachtstraßen von chic gekleideten Models, Anlageberatern, Influencer*innen und Kunstkennern Molotow-Cocktails geworfen werden. Aber ich bin sicher, dass ganz Düsseldorf auf den Beinen und vor Rathaus und Landtag zur Anti-Atommüll-Demo gehen würde.
Denn ein solcher Atommüll-Bunker, etwa in den prachtvollen Rheinwiesen in meinem Lieblingswohnstadtteil Oberkassel in 400 Meter Tiefe versenkt, würde nun gar nicht zum Image unserer Luxuslandeshauptstadt passen. Und damit dürften wir uns einreihen in eine schier endlose Schlange von Orten in Deutschland: Niemand will vor seiner Haustür ein Atommüll-Endlager.
Atomkraftwerke laufen lassen
Es wird also schwer für Politik und Industrie, einen Ort zu finden, wo der Strahlen-Abfall deponiert werden könnte. Es redet sich so locker, dass man doch Atomkraftwerke (AKW) weiterlaufen lassen müsste, wenn man nicht gleichzeitig über ihren Atomabfall sprechen muss. Aber die deutschen Söders sollten dieses Thema nicht ausklammern, denn es kommt auf uns zu.
So berichtet die Süddeutsche Zeitung auch über Fakten zur Situation der Atommüll-Lagerung in ihrem Japan-Exkurs: „…Und die Nation braucht einen Ort, an dem sie ihren strahlenden Müll für die nächsten hunderttausend bis eine Million Jahre versenken kann. So ist es gekommen, dass der Bürgermeister seine Stadt Suttsu retten will, in dem er sie verseucht. So sieht das jedenfalls der Fischhändler Yoshino“.
Neue Pro-AKW-Partei FDP
Eine Million Jahre? Ja, so lange vererben wir unseren zukünftigen Generationen den gefährlich strahlenden Abfall. Allerdings suchen wir noch den Endlager-Standort für die gefährlichsten aller Atom-Reste. In der aktuellen Diskussion um den Weiterbetrieb von drei Atomkraftwerken vermeiden die Befürworter geflissentlich dieses Thema.
Wir in Düsseldorf haben Gott sei Dank das Glück, dass der Untergrund der Rheinwiesen in Düsseldorf-Oberkassel nicht für eine Atommüll-Lagerung geeignet ist. Außerdem haben hier Umweltschützer, die @Deichwächter, vor Jahren schon den Bau von Parkhäusern mit 500 Stellplätzen erfolgreich verhindert. Aber man weiß ja nie: Wenn etwa die neue Pro-AKW-Partei @FDP und ihre in Düsseldorf lebende Kampfexpertin, „Silberrückin“ Marie-Agnes Strack-Zimmermann, sich dafür starkmachen, könnte das womöglich doch mit dem Endlager in den Rheinwiesen klappen.
Söder will Bayern-AKW
Allerdings rechne ich damit, dass den Liberalen der frühere AKW-Gegner und heutige AKW-Befürworter @AtomSöder zuvorkommt. Bayern gehört zu den Bundesländern, wo eine Lagerung in einigen Regionen möglich wäre. Vielleicht möchte ja Bayerns Ministerpräsident unseren Atommüll gerne vor seiner Haustür unterbringen, um ihn – sicher ist sicher – immer im Blick zu haben?!
FDP-Vize Johannes Vogel ätzte jedenfalls jüngst in der ARD-Sendung „Anne Will“: „Markus Söder wechselt seine Positionen ja wie Unterhosen.“ Einer, der gerade mit allen politischen Tricks um sein Atomkraftwerk kämpft, ist sich doch für dessen Müll sicher nicht zu schade. Ehrensache!
Foto: Jamin / Atom-Logo in den Düsseldorfer Rheinwiesen, gestaltet mit Künstlicher Intelligenz DALL-E
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(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de)