Anfang November habe ich Bundeskanzler Olaf Scholz in einem Brief gebeten, sich für einen Weihnachtsfrieden für die Ukraine einzusetzen. Eine Antwort des Kanzleramts auf diesen Vorschlag, einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine um Weihnachten und Silvester anzustreben, habe ich nicht erhalten.
Allerdings telefonierte der Bundeskanzler am 15. November 2024 mit dem russischen Regierungschef Wladimir Putin. Offensichtlich ohne ein Ergebnis wie einen Waffenstillstand zu erzielen. Über den Inhalt der Gespräche wurde bis heute nichts bekannt.
Kurz zuvor hatte ich zusammen mit drei anderen Autorinnen die jährlich stattfindende Mitgliederversammlung des P. E. N. Berlin in einem Antrag gebeten, einen ähnlichen Brief an den Bundeskanzler zu schicken. Das wurde von einer Mehrheit der Mitglieder der Schriftsteller°innen-Vereinigung abgelehnt.
Eine Chance auf Frieden wurde vertan.
Der Wortlaut meines Briefes an den Bundeskanzler
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz.
Ich bitte Sie hiermit, sich möglichst zeitnah für einen Waffenstillstand (Weihnachtsfrieden) im Kriegsgebiet der Ukraine und der Russischen Föderation für einen Zeitraum, um Weihnachten und Silvester 2024/2025 einzusetzen.
Ich denke dabei an eine Waffenruhe aller beteiligten Nationen in der Zeit vom 23. Dezember 2024 bis zum 9. Januar 2025.
Nicht nur die Soldatinnen und Soldaten der am Krieg beteiligten Nationen haben eine Ruhepause verdient, sondern auch die Bevölkerung in den umkämpften Gebieten.
Vielleicht ermöglicht es dieser Weihnachtsfrieden ebenfalls, über Friedensaspekte bei Treffen interessierter bzw. am Krieg beteiligter Regierungen nachzudenken und entsprechende Friedensvorschläge zu diskutieren.
Die Bitte um diesen Waffenstillstand beruht auf Traditionen zu Weihnachten und zum Jahreswechsel sowohl in Russland als auch in der Ukraine. Sowohl in Russland als auch in der Ukraine werden Weihnachten und Silvester gefeiert, wenngleich auch mit einigen Unterschieden und Besonderheiten:
Russland:
Silvester (Новогодняя ночь): Der 31. Dezember ist der wichtigste Feiertag. Die Menschen feiern mit großem Enthusiasmus, es gibt Feuerwerke, festliche Mahlzeiten und der „Ded Moroz“ (Väterchen Frost) bringt zusammen mit seiner Enkelin Snegurochka (Schneemädchen) Geschenke. Silvester ist das Äquivalent zu Weihnachten im Westen, wenn es um die Feststimmung geht.
Weihnachten (Рождество): Weihnachten wird in Russland am 7. Januar nach dem Julianischen Kalender gefeiert. Es ist ein eher ruhiger, religiöser Feiertag, an dem viele Menschen in die Kirche gehen. Traditionelle Speisen und Familienzusammenkünfte sind üblich.
Ukraine:
Silvester (Новий рік): Ähnlich wie in Russland ist der 31. Dezember ein großes Fest mit Feuerwerken, Festessen und Geschenken von „Did Moroz“ und „Snihurochka“.
Weihnachten (Різдво): In der Ukraine wird Weihnachten sowohl am 25. Dezember (nach dem Gregorianischen Kalender) als auch am 7. Januar (nach dem Julianischen Kalender) gefeiert. Dies spiegelt die verschiedenen christlichen Traditionen wider, die im Land existieren. Besonders am 7. Januar ist es ein bedeutendes Fest mit traditionellen Zeremonien, wie dem „Sviata Vecherya“ (Heiliges Abendessen) am Vorabend, bei dem 12 Gerichte serviert werden.
Beide Länder haben also ihre eigenen besonderen Arrangements, um diese festlichen Tage zu feiern. Dabei stehen Traditionen und kulturelle Besonderheiten im Mittelpunkt.
Ich bitte Sie alle diplomatischen Möglichkeiten zu nutzen, um Gespräche über einen Waffenstillstand zu Weihnachten und Silvester 2024/2025 mit den Kriegsparteien zu führen und möglichst zeitnah eine entsprechende verbindliche Vereinbarung vorrangig zwischen der Regierung der Russischen Föderation und der Regierung der Ukraine zu erreichen.
Ich hoffe auf Ihre Zustimmung und Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Jamin
Hintergrundberichte zu meinem Spezialgebiet „Vermisste Menschen und die Situation ihrer Angehörigen“ im Experts Circle von Focus-online.
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Foto Panzer: Freepik
Fotoporträt Jamin: Fyeo