Eine Weihnachtsgeschichte von Peter Jamin
Diese Weihnachtsgeschichte habe ich vor einiger Zeit zufällig entdeckt. Ich fand sie auf einer Pergamentrolle hinter einem halb verfallenen Altar in einer Kirche am Niederrhein. Ein Zeitgenosse schreibt darüber, wie das kleine Jesuskind kurz nach seiner Geburt plötzlich verschwunden war.
Maria und Josef waren natürlich sehr entsetzt, als der kleine Junge nicht mehr in seiner Krippe lag. Sie fragten die Schafe, Esel und Kühe im Stall von Bethlehem, in dem sie wohnten, ob sie Gottes Sohn gesehen hätten. Die Tiere schüttelten bedauernd ihre Köpfe.
Daraufhin baten die Eltern drei Sterndeuter, die später auch die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland genannt wurden, um Unterstützung. Das war für die drei weisen Männer, Caspar, Melchior und Balthasar, die extra mit Geschenken für das Jesulein angereist waren, natürlich eine Ehrensache.
Sie setzten eine Belohnung für das Auffinden des Kindes aus – Weihrauch, Gold und Myrrhe. Alle suchten die Umgebung ab, allerdings ohne das Christkind zu finden. Schließlich kam Caspar auf die Idee, vielleicht noch einmal gründlich in dem Stall zu suchen, in dem die Familie wohnte.
Maria und Josef sowie die Heiligen Drei Könige, wie auch alle Schafe, Esel und Kühe, begannen also mit einer großen Suche nach Jesus. Und es war wie ein Wunder: Unter einem großen Berg von Stroh hinter einem Futtertrog fanden sie das Kind schlafend und wohlbehalten vor.
Natürlich waren alle sehr glücklich, und sie nahmen sich vor, in Zukunft weithin zu verbreiten, dass vermisste Kleinkinder als Erstes im häuslichen Umfeld gesucht werden sollten. Diese Angewohnheit ist bis heute erhalten geblieben.
Dank des Rats von Maria und Josef und der Heiligen Drei Könige fanden Suchtrupps in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten und Jahrhunderten vermisste kleine Kinder oft wieder. Sie lagen schlafend und wohlbehalten, etwa in der Trommel einer Waschmaschine oder im obersten Fach eines Schranks.
In diesem Jahr 2024 nach Christi Geburt wurden mehr als 90.000 Kinder und Jugendliche bei der Polizei als vermisst gemeldet. Die meisten von ihnen wurden gefunden. Einige Tausend jedoch sind bis heute weiterhin verschwunden.
Die Eltern geben die Hoffnung nicht auf, dass sie ihre Kinder eines Tages wieder in ihre Arme schließen können …
Ruhige, besinnliche Festtage und ein gutes neues Jahr wünscht
Peter Jamin
Hintergrundberichte zu meinem Spezialgebiet „Vermisste Menschen und die Situation ihrer Angehörigen“ im Experts Circle von Focus-online.
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Foto Stall: Jamin mit KI
Fotoporträt Jamin: Fyeo