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Kritik an einem Designhotel

Ich habe in meinem Leben schon in so vielen Hotels gewohnt, dass ich mich nicht durch viel Firlefanz von den wichtigen Dingen in einem Hotelzimmer ablenken lasse. Jüngste empfahl mir das WDR Fernsehen in einer Sendung „2 für 300 Utrecht“ das Designhotel Mary K. Ein Designhotel – aha.

Das Hotel ist sehr zentral und sehr schön an einer alten Gracht in der Altstadt gelegen – das ist aber auch schon alles, was ich neben dem freundlichen Personal als besondere Qualität hervorheben kann.

Meine Kritik beginnt damit, dass in diesem Hotel  die Rezeption nur bis 19 Uhr geöffnet ist. Danach sind nicht nur die Rezeption und der Frühstücksraum geschlossen, es gibt auch keine Lobby oder einen anderen Aufenthaltsraum, in dem man gemütlich ein wenig Zeit verbringen kann.

Für zwei Personen einen Stuhl

Das wäre eigentlich das Mindestmaß, wenn man bedenkt, wie klein und spartanisch mein Zimmer Nummer 3 ausgestattet ist. Auf den ersten Blick wirkt es natürlich sehr schön. Aber: Es gibt zum Beispiel für ein Zimmer für zwei Personen nur einen Stuhl. Das bedeutet, dass die zweite Person es sich auf dem Bett gemütlich machen muss. Das wirkt im ersten Moment recht jugendlich sympathisch. Aber man muss das Bett über eine Stufen hoch erklimmen und sitzt dann dort wie auf einem Hochsitz – nur hier auf einer ziemlich weichen Matratzen, die nicht den besten Halt bietet. 

Ein weiterer Nachteil sind die Regale, die um das Bett herum gebaut und mit vielerlei Firlefanz zugestellt sind – Design! Fernsehen und etwas Blumenschmuck gehören zu den positiven Ausstattungsmerkmalen. Darüber hinaus gibt es aber Bildchen und Dekoartikel unterschiedlicher Art, etliche Bücher und natürlich Verkaufsartikel wie eine Flasche Rotwein inklusive Gläser sowie eine Kaffeemaschine und einen Wasserkocher.

Straßenlaterne blendet nachts

Ein großer Nachteil ist, dass man das einzige Fenster im Raum nur erreicht, wenn man ins Bett steigt – und dann die Jalousien herabläßt. Wenn man das nicht macht, können die Passanten von der gut besuchten Gasse aus beobachten, was die Gäste im Bett so treiben. Besonders unangenehm ist, dass direkt vor dem Fenster eine sehr stark strahlende Straßenlaterne steht, so dass man ohnehin gezwungen wird, abends die Jalousien herunter zu ziehen. Die Jalousie ist im übrigen eine ziemlich billige Konstruktion. Sie sieht gut aus, ist aber sehr unhandlich zu bedienen. 

Selbstverständlich ist es schön, dass es in diesem Zimmer acht Gläser unterschiedlicher Form gibt. Aber jeder Reisende, der sich in Hotels ein wenig auskennt, weiß, das man Gläser grundsätzlich immer neu spülen muss, weil man nie weiß, ob und wie das Zimmerpersonal sie gereinigt hat. Auch das Angebot einer kostenlos zu benutzenden Kapsel-Kaffeemaschine ist sehr nett. Allerdings muss man nun als erstes einen Kurs machen, um diese Maschine zu bedienen. Zweitens weiß man natürlich nie wie lange das Wasser in der Maschine schon steht, so dass man zunächst einmal das Wasser austauschen muss.

Drei Haken statt Kleiderschrank

Ein großer Nachteil ist auch der fehlende Kleiderschrank. Es gibt nur drei Haken an der Wand, an denen einige Bügel hängen. Das ist für einen Reisenden, der nur eine Nacht bleibt, kein Problem. Ein Paar allerdings, das ein oder zwei Wochen in diesem Zimmer verbringen muss, hat schnell Probleme seine Kleidung knitterfrei und übersichtlich aufzuhängen. Man lebt also in diesem Zimmer aus dem Koffer – und das nicht besonders bequem, denn es gibt nur einen Kofferständer. Einer muss also seinen Koffer auf den Boden legen, was ein Problem ist, weil das Zimmer selbst sehr klein ist.

Das Badezimmer ist netter Standard. Recht geräumig, allerdings steht dort gleich ein Wasserschieber in der Ecke, weil  die Dusche barrierelos in den Rest des Raumes übergeht und das Wasser beim Duschen den ganzen Boden bedeckt.

Klimaanlage ist zu laut

Bleibt zum Schluss noch eine Bemerkung zu machen über die Klimaanlage, die selbst in der kleinsten Stufe noch so brummt, dass man sie nachts nicht wirklich einschalten möchte. Wer Frischluft möchte, muss das allerdings machen, denn das Fenster zur Straße hin lässt sich nicht öffnen. 

Ein Problem ist auch, dass man mit der Schlüsselkarte beim Verlassen des Zimmers nicht nur automatisch die Elektrizität, sondern auch die Klimaanlage  abschaltet. Die Folge: Wenn man in einem Sommer mit hohen Temperaturen nach mehreren Stunden zurück ins Zimmer kommt, ist die Temperatur dort entsprechend hoch. Da man das Zimmer nicht lüften kann, muss man warten bis die Klimaanlage nach ein oder zwei Stunden den Raum entsprechend runtergekühlt hat.

Mein Fazit zum Designhotel 

  1. Heute werden gerne die Mängel von Hotelzimmern durch das Prädikat „Designhotel“ kaschiert. Man sollte also gut überlegen, ob man für 130 € (Übernachtungspreis im Mary K.) ein Zimmer in einem Designhotel bucht, das nicht einmal dem Standard eines Zimmers in einem Motel One (60-80 €) entspricht. 
  2. Utrecht ist eine Reise wert
  3. Die WDR-Sendung „2 für 300“ sollte etwas kritischer bei Empfehlungen von Hotels etc. sein. Fröhliche Moderation von Tamina und Uwe allein reicht nicht.

#Reisen #WDR #Hotelzimmer #2für300

 

(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de

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