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Nächsten Monat: Zur „Größten Kirmes am Rhein“ mit Vollgas falsch in die Einbahnstraße

In meinem Lieblingswohnstadtteil Düsseldorf-Oberkassel gibt es seit vielen Jahren einen ständigen Streit. Er dreht sich um die Verkehrssituation, wenn sich nahezu vier Millionen Besucher aufmachen, die „Größte Kirmes am Rhein“ zu besuchen. Im nächsten Monat Juli ist es wieder so weit. Dann stehen die Pkw von Tausenden Autofahrern wieder Stau-Schlange auf den Straßen im und rund um den Stadtteil.

Die Kirmesbesucher verstehen einfach nicht, dass ein kleiner Stadtteil nicht Tausende von Autos zusätzlich aufnehmen kann. So wird nicht nur vielfach falsch geparkt. Es wird auch lebensgefährlich gefahren. Bei der letzten Kirmes 2022 etwa habe ich beobachtet, wie mehrmals Autofahrer mit hoher Geschwindigkeit als sogenannte Geister- oder Falschfahrer von der Luegallee aus in die Einbahnstraße Oberkasseler Straße gerast sind.

Schwache Überwachung

Die Düsseldorfer Stadtverwaltung überwacht den Verkehr in dieser Zeit nur halbherzig. Obwohl ja Millionen Festbesucher viele Millionen Euro in die Kassen der Geschäftsleute auf dem Kirmesplatz in den Rheinwiesen pumpen. Der Deutsche Schausteller Bund hat ausgerechnet, dass jeder Kirmesbesucher im Schnitt 25 EUR ausgibt. Bei vier Millionen Kirmes-Fans kommen da mindestens 100 Millionen Euro Umsatz in zehn Tagen zusammen.

Die Geschäftswelt macht dicke Kasse – die Anwohner haben den Ärger. So sind beispielsweise nicht alle Straßen im Stadtteil Oberkassel von Ordnungskräften der Verwaltung überwacht, sondern nur durch Poller gesperrt. Doch gerade da gibt es – etwa über den Bürgersteig – etliche Schwachstellen. Auch fahren Kirmesbesucher mit ihren Pkw gerne rückwärts in falscher Richtung in Einbahnstraßen ein. Mancher Kirmesbesucher stellt nicht nur seinen Pkw am falschen Ort ab, sondern lässt auch noch seine Exkremente oder Abfälle in Vorgärten oder Hauseingängen zurück.

Brief an den OB

Ein Bürger hat vor einigen Jahren einmal die Proteste der Stadtteilanwohner in einer Protestnote an den Düsseldorfer Oberbürgermeister zusammengefasst. Hier Auszüge aus dem Brief, der auf der Nachbarschaftsplattform nebenan.de veröffentlicht wurde und dessen Inhalt auch in diesem Jahr wieder aktuell ist: „(…) nachdem nun die Sommerferienzeit vorbei ist und die Tage wieder kürzer werden, möchte ich gerne als ‚Neu-Düsseldorfer‘ noch einmal die Diskussion über die Verkehrslage in Oberkassel während der Rheinkirmes anstoßen.

Im Jahr 2019 habe ich die dritte Veranstaltung als Anwohner miterlebt – und in meiner Wahrnehmung eine deutliche Verschlechterung der Situation der Anwohner festgestellt. (…) Ich befürchte, die Probleme beruhen auch nicht auf einem schlechten Konzept – nur scheint dieses Konzept aufgrund des veränderten Verhaltens der Besucher nicht mehr wirkungsvoll genug zu sein. Dass die Rücksichtslosigkeit in der Gesellschaft an unterschiedlichen Stellen zunimmt, sehen wir ja alle gerade leider an vielen Stellen bei uns in Düsseldorf. (…)“

Lösungen möglich

Der Briefschreiber gab auch einige Tipps zur Verbesserung der Situation:

  • Frühere Anreise der Gäste vor Beginn der Kontrollen an den Zugangspunkten. Lösung: Früherer Beginn der Kontrollen und verstärkte Kontrolle innerhalb der Wohngebiete auf Einhaltung der Parkscheiben/Anwohnerparkregelungen.
  • Besonders bedauerlich: Missachtung der Einbahnstraßenregelungen. Lösung: noch mehr Sperrungen oder Kontrolle der Einhaltung der Verkehrsregeln.
  • Ärgerlich: Verkauf/Vermietung von Zufahrtsberechtigungen und Anwohnerparkausweisen („Schuss ins eigene Knie“). Lösung: Nachbarschaftliches Engagement auf den entsprechenden Plattformen (Ebay-Kleinanzeigen) mit dem Hinweis auf die Wirkung dieses Verkaufes. (…)

Diskussion führen

Weiter schrieb der Bürger: „Gerne stehe ich einer Diskussion offen gegenüber und es wäre schön, wenn wir vielleicht die Situation verbessern, sodass die Fähigkeit zur Toleranz wieder auf allen Seiten steigt. Ich würde mich über eine Rückmeldung aus dem Rathaus freuen!

Als Unternehmer ist mir bewusst, dass im Zweifel eine Verbesserung der Situation erhöhte Kosten darstellt. Bei fast 4 Mio. Besuchern erscheint mir aber die wirtschaftliche Bedeutung dieser Veranstaltung für viele Menschen so groß zu sein, dass der möglicherweise entstehende Mehraufwand auf diese Profiteure sicher umgelegt werden könnte …“

Meine klare Meinung

  • Mindestens die Stadtteile Oberkassel, Heerdt und Niederkassel müssten während der Rheinkirmes für den Pkw-Verkehr spätestens ab dem Nachmittag komplett gesperrt werden. 
  • Freie Einfahrt haben in dieser Zeit nur Anwohner und ihre Freunde sowie Besucher der Geschäftswelt. 
  • Umfangreichste Kontrollen der Straßen in den Stadtteilen durch Personal einer Security-Firma, die von der Kirmes-Geschäftswelt bezahlt werden muss. 
  • Eine spezielle Anwohner-Notrufnummer, mit der Einsatzteams der Security-Firma angefordert werden können.
  • Verstärkter Einsatz von Polizei und Abschleppdiensten
  • Spätestens nach der diesjährigen Rheinkirmes sollten die Anwohner aus den betroffenen Stadtteilen zu einer Diskussion über das Verkehrsproblem „Rheinkirmes“ eingeladen werden.
  • Vor allem auch unter dem Aspekt Klima- und Gesundheitsschutz der Anwohner*innen müssen endlich Erfolg versprechende Lösungen gesucht und gefunden werden.

Foto: Anwohner / Verkehrsstau auf der Luegallee während der Rheinkirmes

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(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de

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