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Sexismus einer Briefmarkensammlung

Ein paar Bürger und Journalisten in meiner Lieblingswohnstadt Düsseldorf führen in diesen Tagen eine höchst befremdliche und peinliche Diskussion. Eine Sexismus-Debatte, bei der der Stein des Anstoßes alles andere als mit Sex zu tun hat. Es geht um zwei simple Großplakate für das Leichtathletik-Meeting 2019 in der NRW-Landeshauptstadt.

Das eine Plakat zeigt neben viel Werbung einen muskulösen Sportler in Frontansicht ab Hüfte und die Headline „Finale Oho!“ – das sei so ok. Das andere Plakat zeigt neben viel Werbung eine muskulöse Sportlerin in Backansicht ab Oberschenkel und ebenfalls die Headline „Finale Oho!“.

Sexismus or not?

Extrem verklemmt denken

Das Plakat mit der Sportlerin, Sandy Morris, soll nun besonders sexistisch sein. Ich finde, um das sexistisch zu finden, muss man schon extrem verklemmt denken oder auf Biegen und Brechen in die Schlagzeilen der Medien wollen. 

Die Hinterseite der Sportlerin als sexy zu bezeichnen, ist schon sehr mutig. Der Sport-gestählte Rücken einer Sportlerin zählt nicht gerade zu den herausragenden Sexualzielpunkten brünstiger Deutscher. Und der Po in schwarzer Sporthose ist auch keine Augenweide. Es ist halt der Körper einer stinknormalen, durchtrainierten Sportlerin.

Der Hintern der Frau

Aber der Düsseldorfer CDU-Ratsherr Stefan Wiedon, dessen Name mir in dieser Diskussion zum ersten Mal auffällt, obwohl ich regelmäßiger Leser Düsseldorfer Medien bin, meint über das Großplakat: „Was einem im Vorbeifahren ins Auge fällt, ist der Hintern der Frau und das Wort ‚oho‘.“

Ich sage: Man sieht, was man sehen will. Das Großplakat bietet aus Werbersicht viel zu viele Elemente – der Betrachter hat nicht auf den ersten Blick einen Blickfang. Eine knallige Headline oder ein Symbol oder Teil eines Menschen beispielsweise. Das Großplakat ist ein Sammelsurium von Schriften, Störern und Kästen und im Mittelpunkt ein Stück Frauenkörper.

Wenig ernsthafte Arbeit

Wer dieses Großplakat als sexistisch bezeichnet, findet auch eine Briefmarkensammlung sexistisch. Und hat offensichtlich zu wenig ernsthafte Arbeit…

(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de

#sexismus #düsseldorf #leichtathletikmeeting2019 #sport #werbung #aliceschwarzer #gleichstellungsbeauftragte

Screenshots: Plakate des Leichtathletik-Meetings 2019, Internet PDS Bank

2 Kommentare

  1. Lieber Peter Jamin,

    ich stimme Ihnen weitgehend zu. Dem allzu kritischen Ratsherrn gegenüber, der sich über die Abbildung der Sportlerin empört, scheint mir allerdings eine weniger harsche Kritik angezeigt, eher ein mildes Bedauern. Wer von uns, denen dieser Politiker bislang gänzlich unbekannt ist, kennt seine Motive? Wer von uns weiß, welches vermutlich freudlose Leben er führt?

    Im Gegensatz zu Ihnen bin ich übrigens schon der Auffassung, dass die Abbildung der jungen Sportlerin (bzw. deren Rückseite) „reizvoll“ wirkt. Die meisten Männer, sicher aber auch viele Frauen, sehen gern einen jungen weiblichen Körper, noch dazu den einer trainierten Sportlerin, die mit ihrer Körperhaltung und der knappen Sportkleidung Kraft und Vitalität ausstrahlt.

    Was daran aber sexistisch sein soll erschließt sich wohl nur demjenigen, der es auch fertig bringen würde, einen Weckmann mit Tonpfeife in der Auslage einer Bäckerei als pornografisch zu beanstanden.

    Ich frage mich, welcher Pinsel auf die Idee kam, Herrn Wiedon’s Kritik so ernst zu nehmen, dass die Plakate überklebt wurden. Das ist der eigentliche Skandal.

  2. Danke für Ihren ausgewogenen Kommentar. Ein Kolumnist darf es ja schon mal auf die Spitze treiben. Ein Politiker, der sich mit einem solchen Thema an die Medien wendet, darf sich über Spott, Hohn und harsche Kritik nicht wundern. Die Sportlerin selbst sieht in dem Großplakat keinen Sexismus.

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