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Short Story 2: Freundeskreis der Rheinoper fordert Sozialwohnungen statt Opern-Neubau

Einen solchen Skandal hat es in meiner Lieblingswohnstadt Düsseldorf wohl noch nie gegeben. Vor wenigen Tagen verkündete der Präsident des „Freundeskreises der Rheinoper“, Franz Gaston, man wolle keinen Opern-Neubau für eine Milliarde Euro: „Nein und abermals Nein. Das Geld soll in den Sozialwohnungsbau investiert werden. Wir können uns nicht in einem Milliarden-teuren Kulturtempel die Oper La Boheme anhören, während tausende Niedriglöhner in der Stadt in extrem beengten oder für sie zu teuren Wohnungen leben oder sich gar keine Wohnung mehr leisten können.“

Düsseldorfs Kultur-Gesellschaft ist geschockt. Sicher, es war für einige schon ein Problem, dass aus den angekündigten 700 Millionen Euro für den Neubau möglicherweise ein Milliarden-Objekt werden könnte. Um möglichen Protesten entgegenzuwirken, hatten das Opernmanagement und die Kulturpolitiker angekündigt, dass es eine Oper für alle würde. Der Kirchenchor aus dem Vorort Garath fände in einer Volksoper ebenso einen Raum zum Üben wie Tante Frieda aus Kaiserswerth, die gerne mal im Opernrestaurant eine Tasse Latte Macciato trinken möchte.

Auch der „Chor der Obdachlosen“, der gerade von der Bruderschaft der Franziskaner gegründet worden war, weil „Singen das Leben leichter macht“, soll in der zukünftigen Bürgeroper einen Platz finden. Im Winter würde man sogar das Fußboden-beheizte Foyer öffnen, um die Obdachlosen in der Landeshauptstadt ohne Kältetote über den Winter zu bringen. Freien Eintritt zu der neu komponierten Oper „Tod in Venedig“ und anderen Höhepunkten der Kultur hätten die Obdachlosen ja ohnehin.

In der Pressekonferenz zum Opern-Verzicht erzählte Freundeskreis-Präsident Franz Gaston auch stolz, dass man auf seine Initiative hin nicht nur auf einen Neubau verzichte. In Zukunft würde man sich mit Kinofilmen von Opern etwa aus der Mailänder Oper begnügen: „Die Tonqualität in den modernen Kinos ist sowie viel besser als es ein Neubau einer Oper bieten könnte.“

Außerdem wolle man mit der Zeit gehen und digitale Kino-Erlebnisse der muffigen Oper-Atmosphäre den Vorzug geben. Ob die Forderungen der Opernfreunde erfüllt werden, ist allerdings nicht sicher. Kritiker befürchten, dass der Tourismus in Düsseldorf zum Erliegen kommen könnte, wenn eine solche Attraktion fehlt. 

Auch haben sich schon mehr als hundert Manager von Großkonzernen gemeldet, die ankündigten, dass die Stadt nun mehr nicht mehr attraktiv für sie sei. Sie wollen ihre Firmensitze nach Mailand (wg. Mailänder Oper), Verona (wg. Oper du Verona und günstiger Immobilienpreise) oder New York (wg. Metropolitan Oper) verlegen, wenn diese Sozialisten-Pläne realisiert würden.

Der SPD-Lokalvorsitzende Frank Aufstand klopfte sich auf die Schulter und meinte, er habe schon immer gesagt, dass die Stadt mehr Sozialwohnungen benötige. Seine Partei würde einem Opern-Neubau ohnehin nur zustimmen, wenn für eine Milliarde Euro auch Sozialbauten errichtet würden.

Die Partei der Grünen hat angekündigt, dass sie gerne das alte Operngebäude übernehmen würde, um hier ein Klimawandel-Informationszentrum einzurichten. Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Kellermann befürchtet nach diesem Opern-Desaster jetzt radikale Sozialpolitik in der Stadt: „Wenn die Klassikliebhaber in Düsseldorf schon für Sozialwohnungen kämpfen, werden sich CDU und FDP sicherlich bald für eine KÖ als Sozialkaufhaus einsetzen“. 

Eine Idee, die gar nicht so weit von der Realität entfernt liegt. Aus dem Kreis der Opernfreunde wurde zusätzlich vorgeschlagen, das Carschhaus in der Düsseldorfer City zum Studierenden- und Flüchtlingszentrum umzubauen. Geplant war ursprünglich vom Multikaufhausbesitzer Signa das „KaDeWe“ von Berlin in den Westen zu versetzen. Nach der Signa-Pleite wird das Carschhaus voraussichtlich für viele Jahre eine Bauruine.

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Fotoporträt Jamin: Jörg Haas http://peoplefactor.de

Foto Oper: KI Chatbot

(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de

(Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Ereignissen, Personen oder Projekten ist zufällig. Die Short Storys orientieren sich an Visionen und in der Zukunft möglichen Entwicklungen in der Gesellschaft. Die Wahrheit befindet sich allerdings manchmal nur einen Schritt entfernt. Oder wie es Theodor Fontane einst ausgedrückt hat: „Unanfechtbare Wahrheiten gibt es überhaupt nicht, und wenn es welche gibt, so sind sie langweilige.“ )

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