„Der Neubau der Oper ist eine Investition in die Zukunft, von der die Generationen nach uns profitieren sollen und werden. Das neue Opernhaus soll ein städtebauliches Leuchtturmprojekt mit internationaler Strahlkraft werden“, zitierte jüngst die Internet-Journallistenplattform VierNull den Oberbürgermeister meiner Lieblingswohnstadt Düsseldorf, Stephan Keller (CDU).
Weltweit neuer Opern-Standard
Und Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration, erläuterte zum aktuellen Stand des Neubauprojektes am Hofgarten an der Heinrich-Heine-Allee: „Ein neues Opernhaus baut man nicht mal eben so. Wir haben das neue Raum- und Funktionsprogramm in vielen Workshops entwickelt. Es muss zum Beispiel barrierefrei und leicht zugänglich sein, gleichzeitig brauchen wir auch in Zukunft geschützte Räume, um Raum für Kreativität bereitzustellen. Wenn wir es in Düsseldorf schaffen, ein Opernhaus der Zukunft zu gestalten, das weltweit einen neuen Standard setzt, dann bin ich zufrieden.“
700 oder doch 1000 Millionen €
Das hört sich verdammt gut an! Also alles bestens im Westen? Na ja. Die Opern-Planer haben offensichtlich nicht nur Räume und Funktionen in einem bisher nicht veröffentlichten (?) Konzept festgelegt. Der Rat der Stadt hat auch schon beschlossen, dass genau anstelle der alten die neue Oper entstehen und wohl um die 700 Millionen Euro kosten soll.
Nun ziehen aber die Opern-Planer mit einer Veranstaltungsreihe „Forum Opernhaus der Zukunft“ durch die Stadt. Damit will man Bürgerbeteiligung demonstrieren. Erst im Opern-Foyer, jüngst in der Aula der Kunstakademie. Beim letzten Event stellte Anna Kleeblatt, Vorsitzende der Stiftung Neues Konzerthaus München, internationale Kulturbauprojekte vor und beschrieb die Impulswirkungen, die diese in ihren jeweiligen Städten ausgelöst haben. Die Oper in Oslo beispielsweise oder das Guggenheim-Museum in Bilbao.
Viel Mut für attraktive Oper
„Sie benötigen für eine neue Oper viel Mut“, beschwor Kleeblatt die Düsseldorfer. Wenn Düsseldorf mit diesen Leuchttürmen der Weltkultur mithalten will. Noch sieht es nicht so aus, auch wenn die ersten Entwürfe der Architekten (s. Foto) vielversprechend sind.
In der sich anschließenden Frage-Halbestunde mit dem Publikum in der Kunstakademie wurden Hinweise darauf, dass die geplante Oper-Fläche in der NRW-Landeshauptstadt nur etwa ein Drittel der Oper in Oslo einnähme, mit einer spitzen Bemerkung der Kulturdezernentin beiseite gewischt: „Das stimmt nicht.“
Keinen Quadratmeter Hofgarten
Bürgerbeteiligung, also das, was die Opern-Planer in Düsseldorf eigentlich angekündigt haben, sieht anders aus. Und ob die Planer den Einwand der Kritiker*innen ernst nehmen, dass man am Natur- und Kulturbauwerk „Hofgarten“ keinen Quadratmeter stehlen dürfe, mag bezweifelt werden. Auch frage ich mich, ob die Reihenfolge der Opernplanung von Politik und Verwaltung überhaupt richtig ist. Sollte nicht am Beginn des Baus einer neuen Oper eine Bedarfs- und Machbarkeitsstudie stehen? Ein großes, inhaltliches Konzept, an dem sich Architektur, Standort und Kosten dann orientieren?
Kein Konzept, aber Workshops
Häuslebauern empfiehlt man, folgende wichtige Schritte zu beachten: Am Anfang stehen Planung und Entwurf: In dieser Phase sollten die Wünsche und Bedürfnisse hinsichtlich Größe, Layout und Stil des Gebäudes berücksichtigt werden. Im zweiten Schritt erst stehen erst Grundstückssuche und Erwerb: Da finden die Bauherrenfrauen ein geeignetes Grundstück für den Hausbau und berücksichtigen dabei Aspekte wie Lage, Zugänglichkeit, Ausrichtung und Nachbarschaft.
Düsseldorfs Opern-Planer machen es offensichtlich anders. Denn ein Konzept für die Inhalte scheint es bisher nicht zu geben. Obwohl man sogar schon vier Workshops mit Bürgern und einen Architekturwettbewerb veranstaltet hat. Jedenfalls verwies die Kulturdezernentin während der Gespräche in der Kunstakademie-Aula daraufhin, dass man unter anderem auch gerne ein Café und Shopping in der Oper unterbringen würde. Als gäbe es nicht schon genug Shopping auf der nahe gelegenen Edelmeile „Kö“ und im Rest der beliebten Einkaufsstadt.
Fall für Steuerzahlerbund
Erst in einem dritten Schritt wird Häuslebauern geraten, sich schließlich mit der Finanzierung auseinanderzusetzen: Dabei sollen die Kosten für den Hausbau und eine angemessene Finanzierung durch Eigenkapital, Kredite oder andere Finanzierungsquellen gesichert sein. In Düsseldorf macht man das anders: Offiziell spricht man von etwa 700 Millionen € Baukosten, und hinter der Hand munkelt man verschämt, dass es vermutlich bei einem Bauwerk, an dem etwa zehn Jahre gewerkelt wird, mehr als 1 Milliarde € werden.
Die städtischen Bauherren wissen zudem auch bislang nicht, was alles an Wünschen für die Inhalte von Opernfreunden und den Bürger*innen für das neue Bauwerk noch auf sie zukommt. So muss damit gerechnet werden, dass die neue Oper in Düsseldorf möglicherweise ein Fall für das Schwarzbuch des Steuerzahlerbunds werden wird. Ein Vorteil für die Geld-Füchse ist dabei sicherlich, dass sie keine großen Reisekosten verschwenden müssen – die Schwarzbuch-Autoren haben ihren Sitz in Düsseldorf nur elf Minuten von der Oper entfernt – das schafft man locker mit dem Dienstfahrrad.
(Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Ereignissen, Personen oder Projekten ist meist zufällig und nur in Einzelfällen geplant. Die Short Storys orientieren sich an Visionen und in der Zukunft möglichen Entwicklungen in der Gesellschaft. Die Wahrheit befindet sich allerdings manchmal nur einen Schritt entfernt. Oder wie es der Schriftsteller und Journalist Theodor Fontane einst ausgedrückt hat: „Unanfechtbare Wahrheiten gibt es überhaupt nicht, und wenn es welche gibt, so sind sie langweilige.“ )
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Fotoporträt Jamin: Jörg Haas http://peoplefactor.de
Foto Grafik Oper-Neubau: HHA ingenhoven associates, Düsseldorf (Architektur) mit West 8, Rotterdam (Stadtplanung | Landschaftsarchitektur).
(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de)