In der Nacht zum Donnerstag, sehr sehr früh am Morgen, meldete der FAZ-Ticker zunächst nur eine Zeile: „Russland hat vorsätzlich einen Krieg begonnen.“ Während die Mitarbeiter in der Szenekneipe „Pauls“ in meinem Lieblingswohnstadtteil Düsseldorf-Oberkassel noch die Wände für Altweiber-Karneval mit Fischernetzen schmückten, hatte Russlands Putin seine Truppen in den Krieg geschickt.
Über die offiziellen politischen Reaktionen bundes- und weltweit am Tag 1 des Ukraine-Feldzugs der Russen muss ich hier nicht schreiben. Sie sind sicherlich hinlänglich bekannt. Ich möchte vielmehr über das WDR-Fernsehen berichten, das den Vormittag an diesem „schwarzen Tag für Europa“ (Bundeskanzler Olaf Scholz) mit sehr sehr plattem Helau & Alaaf bestritt.
Privatradios ohne Karnevalmusik
Schon früh am Morgen hatten private Medien wie etwa Radio Antenne Düsseldorf auf Karnevalmusik verzichtet. Chefredakteur Christian Zeelen postete persönlichen seinen Hörer*innen die Nachricht: „Wir fühlen mit den Menschen, die in der Ukraine leben und denen, die sich um sie sorgen und teilen unser Mitgefühl, in dem wir an diesem Tag Stille bewahren. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden heute keine Karnevalsmusik zu spielen.“
Ohne Empathie (Facebook-User*innen) klamaukte sich dagegen das dritte WDR-Fernsehen durch den Vormittag. Erst servierte man dem Publikum mit der „Sessionseröffnung 2021“ eine TV-Konserve mit Karnevalmusik von gestern. Anschließend rief der Sender zu „Weiber live 2022 – Jeck im Herzen“ zum Stimmungsfest vor der Mattscheibe auf.
WDR an der Narren-Resterampe
Zwei Moderatorinnen versuchten den Spagat zwischen Krieg und Karneval – echte Rohrkrepierer. Die Düsseldorfer Altstadt wie auch der Kölner Heumarkt, beide in normalen Zeiten auch zu meiner Freude echte Stimmungsbringer, waren an diesem Donnerstagmorgen trostlos-trübe Resterampen für Narrenspaß. Niemand mochte sich wirklich herzhaft freuen.
Da half auch nicht das krampfhafte Bemühen der WDR-Moderations-Weiber die peinliche Karnevalsendung mit positiven Zuschauerstimmen a la „Hart aber fair“ zu begründen. Eine Trauersendung: Schlechte Moderation. Langweilige Gesprächspartner. Gekünselte Karnevalstimmung.
Intendant soll seinen Hut nehmen
Ich selbst ärgerte mich über diesen oberflächlichen TV-WDR-Morgen so sehr, dass ich auf Facebook und u.a. an WDR-aktuell folgendes Nachricht postete: „Was für ein Mist: das dritte WDR Fernsehprogramm macht weiter, als wäre in der Welt nichts passiert. Eine Konserve mit Karneval Musik.
Die Redakteure des Kölner Senders sollten mal ihren Grips anstrengen und sich mit dem Krieg in der Ukraine und den Folgen für Europa und Deutschland in Sendungen auseinandersetzen. Heute könnte man zeigen, dass man auch anspruchsvolles, aktuelles Fernsehen machen kann. Der Intendant sollte seinen Hut nehmen! #wdr #Ukrainekrieg.“
Strack-Zimmermann: Empathie
Die Düsseldorfer Verteidigungsexpertin und Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) sprach u.a. das aus, was in Europa wohl die meisten Menschen tatsächlich an diesem Donnerstag dachten: „…unsere Gedanken sind bei den Menschen vor Ort in der Ukraine.“
Nur das WDR-Fernsehen versuchte uns davon mit müden Stimmungskanonaden abzulenken. WDR-TV war sich nicht einmal zu schade dafür, das Kölner Dreigestirn über „Karneval ist Frieden“ schwadronieren zu lassen. Karneval, so die Kölner Narren, hätten in Krisenzeiten eine wichtige Funktion. Welche, verrieten sie allerdings nicht…
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(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de)