Jüngst las ich den Newsletter von VierNull. Das ist ein lokales, journalistisches Angebot in meiner Lieblingswohnstadt Düsseldorf. Einer der Gründer, Hans Onkelbach, plädierte in seinem Leitartikel gegen eine staatliche Förderung von Tageszeitungen durch die NRW-Landesregierung. Die schwarz-grünen Politiker*innen überlegen, wie sie den Notleidenden Zeitungsverlagen in NRW helfen können. Zeitungen klagen über Leserschwund und einen immer höheren Kostendruck: Zeitungspapier. Lohnkosten. Energie.
Onkelbach, Jahrzehnte selbst leitender Redakteur in der Lokalredaktion Düsseldorf der Rheinischen Post, schrieb unter anderem: „Subventionen? Brauchen wir nicht, wollen wir nicht. Und ob sie sinnvoll sind, bezweifle ich. Einem Zombie baue ich ja auch keinen Herzschrittmacher ein. Anders gesagt: Kriegen die Medienhäuser nicht von selbst die Kurve, liegt das schlicht daran, dass sie ein Produkt anbieten, das der Markt zunehmend nicht mehr will.“
Gute Honorare für Mitarbeiter
Das sind harte, das sind klare Worte. Onkelbach stellt in seinem Text sein VierNull als optimale Alternative zu den Tageszeitungen dar: „Wir bei VierNull haben diese Sorgen nicht. Wir erscheinen ausschließlich digital, unser Kostenapparat ist knapp und präzise kalkuliert.“
Man zahle „außer Steuern noch Miete, Beiträge, Versicherungen und – anders als viele Verlage – ein möglichst gutes Honorar für die Frauen und Männer, die als freie Journalisten für uns arbeiten.“ Was Onkelbach nicht schreibt: Wie wenig Infos sein VierNull täglich bietet.
Keine echte Alternative
Mein Einwand: Eine echte Alternative zu einer Tageszeitung sind die digitalen Lokal-News-Anbieter, von denen es beispielsweise in Düsseldorf auch noch andere als VierNull gibt, nicht. VierNull beispielsweise veröffentlicht täglich etwa zwei bis vier lokale Artikel auf seiner Website.
Dagegen bieten die Papierausgaben von Tageszeitungen wie die Rheinische Post allein im Lokalen täglich geschätzt bis zu 100 Artikel unterschiedlicher Länge. Darüber hinaus gibt es natürlich noch einen eben so wichtigen und umfangreichen überregionalen Teil. Ohne Tageszeitungen geht es also nicht, wenn man möglichst gut informiert sein will.
NRW-Förderung ist wichtig
Folgerichtig ist also, dass Bundes- wie Landesregierungen überlegen, wie sie das privatwirtschaftlich organisierte Pressewesen fördern können. Eine Vertriebsförderung, also beispielsweise eine Förderung der aufwendigen Botendienste der Tageszeitungen, wäre eine erste, wichtige Maßnahme.
Das Digital-Angebot im Bereich Medien ist in der Regel recht schmal und wenig profitabel. Ich kenne kein von Tageszeitungen unabhängiges digitales lokales oder regionales Angebot, das an denen der Lokal- und Regionalzeitungen in Deutschland heranreicht. Auch die Websites der Tageszeitungen selbst bieten viel Content, wenngleich meist ein eingeschränkteres Angebot als die Papierzeitungen.
Gesellschaftliche Aufgabe
Solange sich ein vom Umfang her mit den Tageszeitungen vergleichbares Digitalangebot, gleich ob lokaler oder überregionaler Medien, nicht einigermaßen selbst finanzieren kann, sollte man finanzschwache Tageszeitungen nicht untergehen lassen. Sie haben nach wie vor eine große Leserschaft und eine wichtige gesellschaftliche wie politische Aufgabe.
Sie informieren umfassend über Entwicklungen in Politik, Gesellschaft, Kultur und etliche andere Bereiche – und kommentieren viele Entwicklungen in Stadt und Staat. Ein Ansatz bzw. Kompromiss wäre es, sowohl den Tageszeitungen wie auch den alternativen digitalen Medien wie VierNull Förderungen zukommen zu lassen. Letztere könnten dann ihr Angebot an Artikeln ausbauen.
Habe Digital-Abo gekündigt
Ich selbst habe übrigens das digitale Angebot von VierNull ein Jahr als Abonnement genutzt. Ich fand es grundsätzlich sehr gut, aber sehr mager im Vergleich zum viel umfangreicheren, redaktionellen Angebot etwa der Rheinischen Post. Über lokale und regionale Entwicklungen in großer Breite informiert letztlich nur eine Tageszeitung.
Das mag sich in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten ändern. Aber bis dahin sollten Tageszeitungen unbedingt gefördert werden. Wir benötigen diese unabhängigen Medien mit ihren meist gut ausgebildeten Journalisten. Zumindest so lange es noch Millionen Leser*innen gibt, die zum Frühstück lieber das Zeitungspapier rascheln hören, als dabei vor dem Laptop, Smartphone, Tablet oder – wie ich – vor dem iPad zu sitzen.
Foto Screenshot: Jamin
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(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de)