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Die UEFA-EURO-2024-Schande, Folge IV: NRW-GRÜNE, LINKE und DGB für Bezahlung der 16.000 Volunteers

Die gute Nachricht zuerst: Die NRW-Grünen wie auch die Bundespartei und die Düsseldorfer LINKEN – sowie der Bundesvorstand des DGB – sind für eine Bezahlung der 16.000 Volunteers während der UEFA Euro 2024. Die Bundespartei LINKE hat das in meiner zweiten Kolumne zum Thema gemacht.

Die Düsseldorfer LINKE hat die „Ausbeutung“ der Volunteers bereits in der Ratssitzung vom 17. Mai 2023 beklagt: „DIE LINKE trat als einzige Fraktion für eine reguläre Entlohnung der Helfer:innen ein. Anlass der Debatte war der Tagesordnungspunkt zur Organisation und Unterstützung der EURO 2024 durch die Stadt Düsseldorf. DIE LINKE lehnte die Vorlage als einzige Ratsfraktion ab.“

Parteien kuschen vor UEFA

Folgerichtig haben in Düsseldorf die Parteien SPD, CDU und FDP gar nicht erst auf meine Anfrage geantwortet. Diese Parteien scheinen keine Meinung dazu zu haben, dass 1.600 Ehrenamtler*innen während den Europameisterschaften in Düsseldorf vom Milliarden-Unternehmen UEFA ausgenutzt werden. 

Bei der EM 24 fährt die UEFA geschätzt 1.190.000.000 Euro ein – ein Super-Milliarden-Gewinn. Würden die 16.000 Null-Euro-Jobber nur eine steuerfreie Ehrenamtspauschale in Höhe von 840 Euro erhalten, würde das die UEFA gerade mal rund 33 Millionen Euro kosten. 

Achtermeyer für FairPlay 

Tim Achtermeyer, Landesvorsitzender der GRÜNEN NRW, stellte fest: „Die UEFA verbucht seit Jahren Rekord-Einnahmen in Milliarden-Höhe. Für mich ist es auch vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehbar, dass die Freiwilligen kein Gehalt und keine Aufwandsentschädigung bekommen und auch für notwendige Reisen zum jeweiligen Austragungsort die Kosten tragen und sogar Unterkünfte selbst bezahlen müssen. Ich würde mir hier mehr FairPlay seitens der UEFA gegenüber den Menschen wünschen, die am Ende eine Europameisterschaft erst ermöglichen.“

Standard-Antwort der Städte

Die schlechte Nachricht: Keine der Städte, die die Europameisterschaften ausgetragen werden, wollen die Volunteers aus dem eigenen Stadtetat bezahlen. Die Städte Hamburg, Berlin, Dortmund, Köln, Leipzig und Frankfurt haben mir auf meine Anfrage, in welchen Aufgabenbereichen sie zur nächsten UEFA Euro 2024 sogenannte Volunteers beschäftigen und ob sie diese auch bezahlen, keine Antwort geschickt. Die Städte München, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Stuttgart haben mehr oder weniger mit Standardantworten auf meine Anfrage reagiert. 

Ich hatte in dieser Woche an die deutschen Austragungsstädte der UEFA Euro 2024 drei Fragen gerichtet: 1. Wie viele Volunteers werden während der EM 2024 beschäftigt? 2. Welche Tätigkeiten führen die Volunteers aus? 3. Werden die Volunteers für ihre Tätigkeit bezahlt, etwa durch einen Mindestlohn oder eine steuerfreie Ehrenamtspauschale – und wenn sie keinen Lohn oder Aufwandsentschädigung erhalten, warum nicht? 

Ehrenamt ist Grundpfeiler

Die Standardantworten der Städte so oder so ähnlich: „Der Einsatz als Volunteer wird nicht finanziell vergütet, sondern bietet vor allem Erfahrungen, die mit monetären Mitteln nicht zu erwerben sind. Respekt und Wertschätzung gegenüber dem Ehrenamt sind die Grundpfeiler, auf denen das Volunteer-Programm baut.“ Meines Erachtens wird auf der UEFA Euro 2024 das für unsere Gesellschaft so wichtige „Ehrenamt“ und das ehrenamtliche Engagement vieler junger Menschen von dem Milliarden-Unternehmen UEFA ausgenutzt und missbraucht. 

DGB: Aufwandsentschädigung

Der DGB hat ja bereits in meiner zweiten Kolumne klar Stellung bezogen. Bundesvorstandsmitglied Stefan Körzell, u. a. zuständig für Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik: „Freiwillige, ehrenamtliche Arbeit dient nicht dem Lohnerwerb und ist daher nicht im Mindestlohngesetz geregelt. Natürlich sollten Freiwillige – gerade bei großen Fußballturnieren, wo viel Geld verdient wird – eine angemessene Aufwandsentschädigung erhalten“. 

Das sei „eher eine Frage des Anstands, keine rechtliche Frage. Außerdem muss natürlich klar sein: Volunteers dürfen nicht dazu missbraucht werden, um die Arbeit von regulären Beschäftigten zu übernehmen und sie so zu ersetzen.“ 

Keine Ehrenamtspauschale

Was aber schreiben mir nun die Städte zu meiner Anfrage. An die Stadt Düsseldorf habe ich zu dem Thema diese Frage gestellt: Warum zahlt die Stadt Düsseldorf den 1600 Volunteers, die sie im Rahmen der UEFA Euro 2024 beschäftigen wird, nicht einen Mindestlohn oder eine Ehrenamtspauschale? Die Europameisterschaft ist nicht eine normale Sportveranstaltung wie die Finals oder Invictus Games, wo der Einsatz von ehrenamtlich Tätigen nachvollziehbar ist. 

Bei der Europameisterschaft 2024 zahlt das Publikum hohe Eintrittsgelder – voraussichtlich zwischen 25 und 945 Euro. Für das Finale etwa 320 bis 950 Euro. Ticketverkauf ab Oktober. Und die Spieler auf dem Rasen verdienen Millionen Euro nicht nur in ihren Heimatvereinen, sondern zusätzlich durch Millionen-Euro-Prämien während der Meisterschaft. 

Düsseldorf: 3000 Bewerber

Zu meiner Anfrage habe ich folgende Rückmeldung bekommen: „Bislang haben sich mehr als 3.000 Menschen als Volunteer in Düsseldorf beworben. Das zeigt, dass das Angebot der Landeshauptstadt Düsseldorf und der UEFA EURO 2024 für viele Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, sehr attraktiv ist.“ 

Die Volunteers bildeten „eine große Community, einige Bewerber waren bereits in den vergangenen Jahren bei städtischen und internationalen Großveranstaltung ehrenamtlich tätig. Ihr Engagement ist freiwillig“. 

Helfende Hände überall

Eine klare Antwort auf meine Frage ist das nicht. Aber immerhin beschreibt die Stadt Düsseldorf, in welchen Bereich die Volunteers eingesetzt werden: „Insgesamt werden 1.150 in der Arena und 450 in der Stadt unterstützen. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der Euro 2024 GmbH und der Landeshauptstadt Düsseldorf“.  Somit bestätigt mir Düsseldorf mit dem Hinweis auf die Euro 2024 GmbH, dass es sich um ein Wirtschaftsunternehmen und offensichtlich nicht um eine gemeinnützige Institution handelt.

„Die Volunteers“, so die Verwaltung, „unterstützen als helfende Hände in mehr als 25 unterschiedlichen Bereichen in der Arena und in der Stadt. Darunter sind spannende Bereiche wie die Unterstützung bei Anti-Doping-Kontrollen, Fahr-Service der geladenen Gäste, Social-Media-Content generieren und sie können bei der Gestaltung der Eröffnungszeremonien unterstützen“. 

Chauffeur für UEFA-Präsident

Ich schätze mal, dass einige der Null-Euro-Jobber auch den amtierenden Präsidenten der UEFA, Alexander Čeferin, der geschätzt jährlich rund 2,7 Millionen Euro verdient, und einige seiner Millionärs-Freunde durch Düsseldorf kutschieren werden. Da werden die Herzen der Volunteers ja vor Freude am Steuer Luftsprünge machen, während ihre leeren Geldbeutel unter dem Fahrersitz liegen.

´Weiter heißt es: „Im Maxhaus auf der Schulstraße wird die zentrale Anlaufstelle für die Volunteers sein. Dort können sich die Ehrenamtlichen erholen, austauschen und stärken. Darüber hinaus bekommen sie unter anderem eine eigene UEFA EURO 2024 Uniform, können kostenlos den ÖPNV nutzen und werden selbstverständlich im Vorfeld ausführlich für ihren Einsatz geschult. Am Ende der Veranstaltung bekommt jeder Düsseldorfer Volunteer ein wertiges Geschenk sowie ein Zertifikat, das sie als Beleg für ihre ehrenamtliche Tätigkeit weiter nutzen können“.

Städte kuschen vor UEFA

Ein Pressesprecher der Stadt Stuttgart rief bei mir an und teilte mir mit, dass er meine Anfrage an die UEFA weiterleiten würde. Er habe nichts dazu zu sagen: „Alle deutschen Städte beschäftigen die Volunteers gleich. Das hat die UEFA geregelt. (…) Keine der beteiligten Städte wird die Volunteers bezahlen.“ Meine Einschätzung: Die deutschen Städte dürfen zwar die EM beherbergen, haben aber darüber hinaus keinen Spielraum. Sie kuschen vor der Macht der Fußball-Millionäre.

Die Stuttgarter Veranstaltungsagentur in-Stuttgart teilte mir darüber hinaus mit: „Respekt und Wertschätzung gegenüber dem Ehrenamt sind die Grundpfeiler, auf denen das Volunteer-Programm baut. Dies bedeutet, dass Volunteers mit diversen Benefits, die sich aus der Tätigkeit als Volunteer ergeben, rechnen können. Dazu zählt die unentgeltliche Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und der Erhalt einer Volunteer-Uniform. Alle Volunteers sind während der gesamten Einsatzzeit versichert. Im Volunteer Center stehen Mahlzeiten und Getränke kostenlos zur Verfügung. Zum Abschluss des Einsatzes gibt es ein gemeinsames Volunteer Thank-you-Event sowie ein Dankeschön-Geschenk.“

Sehr geizige EM-Städte

Zu den sogenannten „diversen Benefits“ wie ÖPNV-Fahrkarte oder Uniform habe ich mich schon in meiner zweiten Kolumne zum Thema geäußert. Das Ergebnis meiner Umfrage bei den neun deutschen Großstädten, in denen die Europameisterschaft 2024 ausgetragen wird, ist mager. Die Städte zeigen sich alle sehr geizig, wenn es um eine gerechte Bezahlung ihrer Volunteers geht. Keine Stadt bezahlt den Volunteers auch nur einen Cent. Wertschätzung sieht anders aus.

Dabei zählen gerade auch die Städte und ihre Wirtschaft von Hotels über Gastronomie bis zu den Taxi-Unternehmen zu den Gewinnern dieser Großevents im nächsten Jahr. Kein Wirtschaftsunternehmen in diesen Städten leistet Ehrenamts-Arbeit: Insbesondere die Hotelpreise werden astronomische Höhen erreichen. Für die Städte selbst bedeuten die Spiele der Millionäre sowohl Image-Profit als auch kostenlosen Werbung in allen deutschen und europäischen Medien und Social Media. 

Die Reihe „Die UEFA-EURO-2024-Schande“ wird am nächsten Freitag an dieser Stelle fortgesetzt.

Folgende Kolumnen zum Thema habe ich bereits veröffentlicht:

Folge 1: Die UEFA-EURO-2024-Schande, Folge I: 16.000 Null-Euro-Jobber für die Spiele der Millionäre

Folge 2: Die UEFA Euro 2024-Schande, Folge II: DGB und LINKE für Bezahlung der Volunteers bei den Spielen der Millionäre

Folge 3: Die UEFA-EURO-2024-Schande, Folge III: Die LINKE entlarvt den Skandal der Millionärs-Spiele

Foto: Mit Künstlicher Intelligenz DALL-E entwickelt

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(Zeitgleich veröffentlicht in meinem Freitags-Blog „Auf einen Cappuccino“ im Wirtschaftsportal Business-on.de